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Krieg - ein Gemälde von Picasso
Bild: almudena sanz_pixabay

Krieg - ein Gemälde von Picasso

Uwe Groß
Ein Beitrag von Uwe Groß, Katholischer Diakon, Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden
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Täglich werden wir im Fernsehen mit Bildern von Krieg und Zerstörung konfrontiert. Oft merke ich: Diese Bilder dringen gar nicht mehr zu mir durch. Ich bin daran gewöhnt sie zu sehen, schreckliche Nachrichten darüber zu hören, dass irgendwo auf der Welt mal wieder Krieg ist. Manchmal fühle ich mich wie abgestumpft und gehe nach den Nachrichten einfach zur Tagesordnung über. Ein Bild von Picasso hat mich nachdenklich gemacht, weil es den sinnlosen Tod von Individuen im Krieg in die Mitte stellt.

Eine ganze Stadt - ausgerottet

Vor bald 85 Jahren wurde die nordspanische Stadt Guernica von den Verbündeten des faschistischen Franco-Regimes bombardiert. Auch deutsche Flieger beteiligten sich daran. Weil man dort Anhänger der Demokratie vermutete, wurde eine ganze Stadt ausgerottet. Guernica gilt seit diesem Tag als Sinnbild der Vernichtung einer schutzlosen Bevölkerung, wie an anderen Orten des 2. Weltkrieges: Dresden, Coventry, Hiroshima. „Guernica“ – so heißt auch ein bedeutendes politisches Bild von Pablo Picasso. Er hat es gleich nach dem Bombardement gemalt. Auf 27 Quadratmetern zeigt es brutale Kriegsszenen.

Verdreht, zerfetzt, verstümmelt…sein Hilferuf verhallt

Unter den Füßen eines Stieres und eines Pferdes liegt ein toter Krieger. Seine Augen: verschoben, verdreht, verrückt, weit aufgerissen. Was sie noch sehen, ist unbegreiflich, ist Wahnsinn – macht verrückt. Bei ihm eine schreiende Frau, in ihren Armen: ihr zerfetztes Kind. Das sterbende Pferd des toten Kriegers hat ein Kriegsgeschoss im Maul, sein Schweif brennt. Neben dem Pferd ein nach oben blickender Gefangener, durch den Krieg verstümmelt. Sein Hilferuf verhallt hoffnungsvoll und zugleich vergeblich. Ein Abgrund verschlingt ihn.

Krieg ist die Auslöschung individueller Träume und Sehnsüchte

Mit dramatischen Bildern verarbeitet Picasso das Bombardement von Guernica und zeigt damit, was Krieg bedeutet: Menschenleben werden vernichtet, unvorstellbare Einzelschicksale. Der Künstler hat nicht versucht, Krieg realistisch darzustellen, wie auf einer Fotografie. Durch die drastische Darstellung der Figuren vergegenwärtigt er das Leiden dieser Kreaturen. Damit erzeugt er bei mir Betroffenheit. Und mir wird klar: Krieg – das ist mehr als Fernsehbilder oder gar Infotainment in den Abendnachrichten. Krieg ist die Auslöschung individueller Träume und Sehnsüchte.

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