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Kein Dienst nach Stundenplan
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Kein Dienst nach Stundenplan

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen
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Heute ist Welt-Lehrer-Tag. Und beim Thema Lehrer*in können ja immer alle mitreden. Jeder und jedem fallen sofort Namen und Gesichter ein. Manche mit lustigen Erinnerungen verbunden, manche mit eher unangenehmen.

Geduldig bleiben!

Heute will ich allen Lehrerinnen und Lehrern danken, die sich mit Begeisterung und Liebe für ihre Schülerinnen und Schülern einsetzen. Oft wird zu wenig beachtet, wie viel Liebe darin steckt, auf die speziellen Bedürfnisse eines Kindes einzugehen. Geduldig bleiben, auch wenn ich Dinge gerade zum fünften Mal erklären. Zur richtigen Zeit auch mal eine klare Grenze setzen, aber nie den Respekt vor dem Kind verlieren. Das macht eine gute Lehrerin, einen guten Lehrer aus.

Ich hatte einige gute Lehrerinnen und Lehrer in meinem Leben – nicht nur in der Schule, sondern auch später. Diejenigen, von denen ich am meisten gelernt habe, waren die, bei denen ich mich ernstgenommen gefühlt habe. Natürlich waren es oft auch die Fächer, die ich mochte und die mir leichtgefallen sind. Aber ich erinnere mich zum Beispiel an eine Französischlehrerin: Sie hat mit viel Humor und Geduld auch Schülerinnen mit nicht so gutem Niveau wie mich in den Unterricht integriert, ohne sie bloßzustellen.

Demut ist eine wichtige Tugend

Und ich erinnere mich an einen Begleiter in meinem Freiwilligen Sozialen Jahr. Bei den Fortbildungswochen hat er mich ermutigt, Texte zu schreiben und mir Gelegenheit gegeben, sie mit der Gruppe zu teilen. – Das war ein erster Schritt auf dem Weg zur Pastoralreferentin und damit auch zur Lehrerin.

Jesus spricht einmal zu seinen Jüngern über Lehrer. Er fordert er seine Jünger auf: „Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn nur einer ist euer Lehrer, Christus.“ (Matthäus 23,10). Dabei geht es Jesus nicht um Respektlosigkeit vor den Lehrern, sondern um deren innere Haltung: Auch Lehrer sollen demütig bleiben.

Ich finde, Demut ist eine wichtige Tugend für eine Lehrerin oder einen Lehrer: Bei aller Ausbildung und Erfahrung sollte er oder sie wissen: Ich weiß nicht alles und ich kann immer Neues lernen – sogar von Schüler*innen.

Einfühlsam für den "Neuanfang"

Ich danke heute allen Lehrerinnen und Lehrern, denen das bewusst ist und die sich wirklich einsetzen, denn Lehrer*in sein ist so viel mehr als „Dienst nach Stundenplan“. Gute Lehrer*innen eröffnen den Schüler*innen Wege in neue Welten. Sie ermutigen sie und helfen ihnen, etwas selbst zu lernen.

Gerade nach den anstrengenden Monaten der Pandemie mit Fernunterricht und online-Stunden ist es so wichtig, wieder in direktem Kontakt zu sein und den ganzen Menschen wahrzunehmen. Alle Kinder und Jugendlichen brauchen jetzt besonders einfühlsame Lehrer*innen, die ihnen den Neuanfang im Präsenzunterricht ermöglichen – trotz vielleicht großer Wissenslücken.

Ihr macht einen tollen Job!

Eine Lehrerin hat mal gesagt: „Ich stehe in Kontakt mit der Zukunft – ich unterrichte.“. (Christa McAuliffe). Ist das nicht eine tolle Aufgabe? Die Zukunft mitgestalten, indem ich Kindern den Zugang zu Wissen ermögliche! Und auch deshalb finde ich: Man kann nicht hoch genug schätzen, was ein*e Lehrer*in tut. Und deshalb möchte ich heute alle Lehrer*innen ermutigen und ihnen sagen: Ihr macht einen tollen Job! Ich wünsche Lernenden und Lehrenden einen tollen Lernweg, Geduld und Demut, aber vor allem Freude an jedem Lernschritt, der immer ein Schritt in die Zukunft ist.

 

 

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