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Im Baumarkt
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Im Baumarkt

Dr. Paul Lang
Ein Beitrag von Dr. Paul Lang, Diakon und Lehrer für Latein, Musik und Religion in Amöneburg
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Lange Schlangen am Baumarkt. Während des Lockdowns in der Coronazeit war das ein gewohntes Bild. Viele haben geschmunzelt über die Vielzahl an Heimwerkern. An allen Orten wurden sie tätig. Ich habe mich mit Bemerkungen sehr zurückgehalten. Viel zu oft stand ich selbst in der Schlange. Und was ich alles geschafft habe in diesem Frühjahr und Sommer: Neue Fußböden verlegt im Bad, im Flur und im Keller. Eine neue Verkabelung für den Fernseher hat es gegeben. Sogar die Telefonanlage wurde upgedatet und endlich richtig angeschlossen. Wie hell die neue Beleuchtung im Flur ist… Wenn ich durch meine Wohnung gehe, erfüllt es mich mit einigem Stolz: Soviel habe ich geschafft.

Ob das alles nötig war? Manches stand schon seit langem an, das habe ich immer wieder verschoben. Jetzt war endlich Zeit - und auch Druck da. Ja, Druck. Einfach nur herumsitzen? Das kann ich nicht gut. Das ging vielen so am Beginn der Coronamaßnahmen, weiß ich. Also Beschäftigungstherapie mit Hilfe des Baumarktes!? Ich weiß nicht. Mit den Händen zu arbeiten, etwas instand zu setzen, das ist irgendwie etwas anderes. Das fühlt sich gut an und das tut wirklich gut. Von den Wüstenvätern, christlichen Mönchen in der ägyptischen Wüste in den ersten Jahrhunderten nach Christus, wird eine Geschichte erzählt, die mich nachdenklich gemacht hat. Sie passt zu diesen Gedanken. Zu einem Mönch kam einmal ein Ratsuchender und fragte: "Was muss ich machen, damit mein Leben gelingt?" Der Mönch saß vor seiner Einsiedelei und flocht gerade an einem Seil. Ohne aufzuschauen hörte er dem Besucher zu. Dann antwortete er: "Hier siehst du es." Die Geschichte endet damit. Wie der Besucher wohl reagiert hat? Vermutlich ist er nachdenklich geworden. Deshalb ist diese Erzählung wohl weitergegeben, überliefert worden.

Tätig sein, etwas tun, auch und gerade mit den Händen. Das ist kein unnötiger Zeitvertreib. Das ist lebenswichtig. Der heilige Benedikt hat diese Erkenntnis in seine Ordensregel übernommen. Da steht: "Der Mönch lebt von seiner Hände Arbeit." Auch Märchen kennen und verbreiten dieselbe Weisheit. In "Frau Holle" sind es Gold- und Pechmarie, die das erfahren. Nach ihrem Sprung in den Brunnen machen sie sich auf den Weg je nachdem zum goldenen oder von Pech erfüllten Tor. Über das Gelingen des Weges entscheidet das Ausüben ganz banaler Tätigkeiten. Das Ernten von Äpfeln, das Backen von Brot und Hausarbeiten zählt das Märchen auf. Den Alltag, das Leben bewältigen, mehr noch: ein gelingendes Leben führen: E i n e Säule ist das Tätigsein. Ihr Gegenüber, die andere Säule, haben all unsere Aktivitäten in der Ruhe, der Achtsamkeit. Als Gebet findet sich das beim heiligen Benedikt.

Tätig sein und zur Ruhe kommen können. Beides gehört zusammen. Beides zusammen kann Leben gelingen lassen. Für beides möchte ich heute genügend Energie einsetzen. Ich bin zuversichtlich, dass das möglich ist und gut tut.

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