Ihr Suchbegriff
Ich fahr nicht mit
Foto: Pixabay

Ich fahr nicht mit

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

Kann man da noch hinfahren? In die Türkei zum Beispiel, oder nach Israel? In unserer Kirchengemeinde müssen wir uns mit diesen Fragen auseinandersetzen, denn wir sind gerne gemeinsam unterwegs auf den Spuren der Bibel. Wir reisen zum Beispiel auf den Spuren von Paulus in die Türkei. Wir besuchen Gegenden, deren Namen wir aus dem Neuen Testament kennen. Oder wir reisen auf den Spuren von Jesus nach Israel.

Viele Orte am See Genezareth kennen Menschen seit ihrer Kindheit aus biblischen Geschichten: Kapernaum oder Kana. Und nun wollen sie die Orte kennenlernen, wo die Jesusgeschichten spielen. Auch diesen Sommer haben wir eine Reise vor. In der letzten Zeit hagelt es Absagen von Menschen, die eigentlich mitfahren wollten. Denn mit einem mulmigen Gefühl zu einer Reise aufzubrechen, das ist nichts.

Was man aber machen kann: Offen darüber sprechen. Bei einem Vortreffen diskutieren wir unsere Ängste vor dem Terror nach den grauenhaften Attacken in Paris, in Ankara, Istanbul und Brüssel. Es ist gut, zu seiner Angst zu stehen. Am Ende unseres Gesprächs bleibt es dabei, dass es einigen zu mulmig ist. Das ist in Ordnung!

Ich gehöre zu der Gruppe, die fahren wird. Mir sind Argumente wichtig wie diese: Wenn wir uns von unserer Angst besiegen lassen: Dann gewinnen die, die Böses wollen, die Hass säen. Wenn wir zu Hause bleiben. Nicht mehr raus gehen, Orte, Länder meiden.

Ich weiß auch: Grad die Länder, wo wir auf Reisen mit der Bibel hin fahren, brauchen uns, brauchen Touristen. Ich denke zum Beispiel an Olivenholzschnitzer in Bethlehem. An viele, zu viele geschlossene Läden dort. An Leben ohne Zukunftshoffnung für so viele Familien. Denke an türkische Reiseführer, Busfahrer und an gastfreundliche Hotelmitarbeiter. Für mich und andere überwiegen diese Argumente. Für andere nicht. Aber wir bleiben im Gespräch. Und wir teilen alle die Hoffnung, dass in diesen Ländern Frieden wird.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren