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Eine eigene Handschrift finden
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Eine eigene Handschrift finden

Marcus C. Leitschuh
Ein Beitrag von Marcus C. Leitschuh, Katholischer Religionslehrer und Autor, Kassel

„Die Handschrift ist wohl die einzig persönliche Note, die einem heute noch bleibt.“ Diesen Satz las ich neulich in einem Buch. Ja, die eigene Handschrift ist heute noch etwas ganz Besonderes und Unverwechselbares. Ob geschwungen oder penibel geradlinig. Mal spielerisch und dann wieder nüchtern. Groß gemalt oder klein und sachlich. Kein Wunder, dass auch heute noch viele Personalchefs bewusst bei einer Bewerbung auch etwas Handschriftliches vorgelegt bekommen wollen. Sie wollten sehen, was die Schrift über den Bewerber verrät. Ordnungssinn, Individualität, Kreativität und Stil – die Handschrift verrät viel. Trotzdem spielt sie kaum noch eine Rolle. Da der meiste Schriftverkehr heute über den Computer läuft, ist der handgeschriebene Brief, die selbst geschriebene Postkarte aus der Mode gekommen. Einzig die Unterschrift wird noch von Hand geleistet. Und im Digitalzeitalter selbst das nicht immer. Und doch: Im übertragenen Sinne hat die Aussage von der unverwechselbaren Handschrift auch heute noch ihre Bedeutung: Das Verhalten, der Umgangston, die Umsetzung eines Projektes oder die Führung eines Vereins – dies alles trägt die Handschrift von jemandem. So wie der Vorgesetze sich seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber verhält, wie jemand im Autoverkehr rücksichtsvoll oder egoistisch reagiert oder für welche Dinge ich meine  Freizeit und mein Geld investiere – Beispiele, die im sprichwörtlichen, im übertragenen Sinn die Handschrift eines Menschen tragen. Auch heute gibt es Menschen, die positiv prägend für eine Zeit, einen Ort oder für einzelne Menschen sind. Man könnte sie als Heilige unserer Zeit bezeichnen, denn viele dieser Menschen sagen, dass sie aus ihrem christlichen Glauben heraus handeln: Engagierte in der Flüchtlingshilfe, Ehrenamtliche in der Tafelbewegung und Menschen in der Telefonseelsorge. Junge Leute, die ein Freiwilliges Soziales Jahr machen, und Rentnerinnen und Rentner, die als Senior-Experten im Ruhestand in der Dritten Welt Hilfe zur Selbsthilfe ermöglichen. Menschen können mit ihrer ganz eigenen Handschrift Spuren hinterlassen. Unsere Welt braucht solche Menschen. Es ist gut, dass es sie gibt. Jeder und jede kann versuchen,  kleine oder große Aktivitäten zu finden, seine Möglichkeiten und besonderen Fähigkeiten zum Wohle seiner Mitmenschen einzusetzen. Ganz persönlich und so besonders im Alltag, wie die eigene Handschrift  auf dem Papier.

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