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Bruder Klaus und seine Frau Dorothea
Bild: kvi_pixabay

Bruder Klaus und seine Frau Dorothea

Pia Arnold-Rammé
Ein Beitrag von Pia Arnold-Rammé, Katholische Pastoralreferentin, Referentin für Sozialpastoral, Frankfurt
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Da verlässt einer seine Frau und zehn Kinder, um einen Pilgerweg zu gehen. Dann besinnt er sich eines Besseren. Er kehrt um, geht aber nicht etwa zu seiner Familie zurück. Sondern er lässt sich nur einige hundert Meter entfernt von zuhause als Einsiedler mitten im Wald nieder. Dann kommen Politiker aus ganz Europa zu ihm und fragen ihn um Rat. Und sein Rat führt unter anderem dazu, einen Bürgerkrieg in der Schweiz zu verhindern. Eine sehr spezielle Geschichte. Der Mann heißt Bruder Klaus. Er wird bis heute in der Schweiz als Nationalheiliger verehrt.

Frau und 10 Kinder verlassen, um Einsiedler zu werden?

Ich war in den Herbstferien dort in der Schweiz, in Flüeli-Ranft. Das ist der Ort, wo er und seine Familie gelebt haben, vor fast 600 Jahren. Das Wohnhaus der Familie steht noch da, so wie es wohl damals war. Und auch seine Einsiedler-Klause unten in der Ranft-Schlucht ist noch erhalten. Das Ganze ist heute ein Wallfahrtsort und viele pilgern dort hin. Es ist schon ein besonderer Ort, auch wenn mich die Geschichte erst mal aufregt: Wie kann einer seine Familie verlassen, zehn Kinder, teilweise noch sehr klein, seine Frau alleine lassen mit all der Arbeit und Sorge? Hätte er sich nicht früher entscheiden können, Einsiedler zu werden – vor der Familiengründung? Und so jemand wird dann noch heiliggesprochen? Gut, immerhin hat er danach segensreich gewirkt: Vielen Menschen mit seinem Rat geholfen und offensichtlich sogar Kriege verhindert. Aber rechtfertigt das ein solches Verhalten?

Ohne das Einverständnis der Frau nicht möglich

In der Schweiz wird die Frau von Bruder Klaus, Dorothea, meist mitgenannt, sozusagen ebenfalls als Heilige. Denn ohne ihr Einverständnis hätte er das alles gar nicht machen können. So waren damals die Regeln.

Lass‘ ich in meiner Beziehung dem anderen genug Raum?

Die Geschichte bleibt für mich rätselhaft und sperrig. Aber sie regt mich auch zum Nachdenken an: Wie sieht es denn in meiner Beziehung aus? Auch da ist es doch wichtig, dem Anderen Spielraum zu lassen für seine eigenen Ideen und Lebensentwürfe. Das heißt manchmal auch, dass ich zurückstecken muss. Viele folgen zum Beispiel ihrem Partner oder Partnerin aus beruflichen Gründen in ganz neue Orte oder Länder. Und geben dafür eigene berufliche Pläne oder auch Freundschaften auf. Das sollte dann schon im gegenseitigen Einvernehmen geschehen, sonst wird es schwierig, finde ich. Und es sollte ein Geben und Nehmen sein. Wenn immer nur einer oder eine ihre Ideen und Pläne aufgibt, ist das sicher meist nicht gut für die Beziehung.

Die sperrige Geschichte regt zum Nachdenken an

So eine alte, rätselhafte und sperrige Geschichte gibt mir doch einiges zum Nachdenken. Gut, dass es diesen Einsiedler Bruder Klaus und seine Frau Dorothea gibt!

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