Blumen sind Würde
Nach einer Podiumsdiskussion habe ich einmal Blumen geschenkt bekommen.
Allerdings hatte ich eine lange Zugreise vor mir.
Ich stand am Frankfurter Hauptbahnhof und mir war klar: Wenn ich die Blumen mit in den Zug nehme, sind sie hin.
Da habe ich sie spontan einer Ehrenamtlichen in der Bahnhofsmission geschenkt.
Leider konnten wir uns nicht lange unterhalten, da ich den Zug kriegen musste.
Die Begegnung werde ich aber so schnell nicht vergessen.
Ich habe der Frau die Blumen in die Hand gedrückt und gesagt, dass ich sie nicht auf die Reise mitnehmen kann. Da kamen der Frau die Tränen. Vielleicht hatte sie noch nie in ihrem Leben Blumen bekommen. Ich weiß es nicht, aber ich habe in dem Moment gemerkt: Blumen sind Würde und es tut gut, wenn uns jemand ab und zu mit kleinen Aufmerksamkeiten an unseren Wert und unsere Würde erinnert.
Ein Ehrenamtlicher bei der Hamburger Tafel hat vor kurzem erzählt, dass manche Lebensmittel schlecht angenommen werden. Rucola zum Beispiel mögen nur wenige. Aber Blumen kommen immer gut an und zwar quer durch alle Nationen und Altersgruppen. Selbst wenn sie aus dem Supermarkt kommen und nur noch ein paar Tage halten. Man könnte meinen, wenn jemand in Not ist, sind Blumen überflüssiger Luxus, und wahrscheinlich ist genau das der Grund:
Zitronen, Äpfel, Salat – das sind nur Vitamine.
Blumen sind Würde.
In einem christlichen Lied heißt es: Du bist ein Gott, der mich anschaut, du bist die Liebe, die Würde gibt.
Ich vertraue darauf, dass Gott uns freundlich anschaut und uns Würde gibt.
Eine Würde, die nichts und niemand uns nehmen kann.
Diese Würde macht uns frei von den Urteilen anderer.
Und Blumen können uns an diese Würde erinnern.