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Bleib negativ
Pixabay/Andreas Lischka

Bleib negativ

Gudrun Olschewski
Ein Beitrag von Gudrun Olschewski, Evangelische Pfarrerin, Pfungstadt
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„Bleib negativ“, den Spruch am Ende eines Telefonates musste ich erst einmal verdauen. Das war nicht nett, wie ich fand. Erst nach einer Weile fiel bei mir der Groschen. „Bleib negativ“. Diese Worte waren wohlwollend, geradezu fürsorglich gemeint.

Plötzlich rückt das Corona-Virus ganz nah

Und als hätte mein Gesprächspartner etwas geahnt, passierte es einige Tage später: Ein positiver Schnelltest. Plötzlich rückt mir das Coronavirus ganz nah. Und ich spüre, wie die Angst in mir hochkriecht. Da ist die Furcht, mich selbst angesteckt zu haben und dann auch andere.

Das Warten auf das Test-Ergebnis zehrt an den Nerven

Ich muss zuhause bleiben. Ich muss abwarten, wie der folgende PCR-Test ausfällt. Dabei male ich mir aus, mit welchen Symptomen und welcher Heftigkeit sich das Virus womöglich in meinem Körper ausbreitet. Das Warten zehrt an den Nerven.

Zum Glück ist dieser Test negativ. Aber die Angst verschwindet nicht sofort.
Ich bin verunsichert. So ein Test ist ja immer nur eine Momentaufnahme.
Ein Gedanke geht mir durch den Kopf: „Dein Leben liegt nicht in deinen Händen.“

„Dein Leben liegt nicht in deinen Händen.“

Diese Erkenntnis ist nun wahrlich nicht neu. Aber ich erfahre sie ganz hautnah und damit neu. Sie wird zum Schrecken, der mich begleitet. Was tun? Mit Gott und anderen über meine Ängste reden. Und Trost finden. Mir hilft der Satz: „Meine Zeit steht nicht in meinen Händen. Aber in deinen, Gott.“

„Bleib negativ“

Eigenartig. Genau dieser Satz spornt mich an, meine Zeit sorgsam zu hüten und gut auf mich aufzupassen. Auf jeden Fall klug zu handeln. Bis ich endlich an der Reihe für den Impfstoff bin, versuche ich, so gut es geht, Ruhe zu bewahren, folge den Empfehlungen, mich und andere zu schützen, und wünsche mir und anderen schon mal: „Bleib negativ“.

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