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Vielfalt gewinnt
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Vielfalt gewinnt

Dr. Barbara Brüning
Ein Beitrag von Dr. Barbara Brüning, Katholische Journalistin, Autorin und Systemische Familienberaterin, Frankfurt
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Wir haben bei uns in der Familie in den letzten Wochen vor der Bundestagswahl und auch jetzt noch in den Tagen danach viel diskutiert. Es ging manchmal ganz schön hoch her. Meine Tochter hat gesagt: „Umwelt und Klimakrise sind für mich das wichtigste Wahlkriterium.“ Soziale Gerechtigkeit steht bei meinem Mann an erster Stelle. Oma wählt nach Sympathie. Ich selbst muss zugeben, ich habe nach jedem Gespräch geschwankt.

Ich möchte diese Vielfalt nicht missen

Aber letztlich finde ich: So, wie ich in meiner Familie niemanden missen möchte, so sollten sich auch alle ihre Standpunkte am Ende in der Welt wieder finden. Aber keine Position mit absoluter Macht.

Für mich zählt die Haltung hinter der Meinung

Für mich ist wichtig: Wenn eine liebevolle Grundhaltung hinter einer Meinung steht, dann sprechen mich unterschiedliche Meinungen an. Und die Menschen, die brauchen eben in jedem Alter und aus jeder Perspektive etwas anderes. Oma möchte sich nicht mehr auf Neues und Fremdes einlassen. Die Kinder wollen im Gegenteil nicht immer dasselbe, sondern etwas Neues. Mein Mann findet es schwer zu genießen, was er hat, wenn er weiß, dass es anderen sehr schlecht geht.

Ein Strang aus unterschiedlichen Seilen wird stärker

Deshalb wünsche ich mir am Ende, dass vor allem die Liebe gewinnt, nicht der Hass. Denn Liebe verbindet – während Hass trennt. Das Bild, das mir dabei in den Kopf kommt ist: Menschen, die an einem Strang ziehen. Ein Strang, der sich aber aus ganz verschiedenen Seilen zusammensetzt. Schutz der Umwelt, Schutz der sozial Schwachen, Schutz der Alten und Kranken und manches mehr. Das alles zu einem Strang verwoben, in dem es um das Wohl des Ganzen geht. Je mehr unterschiedliche Fäden eingewoben werden, umso stärker wird das Band. Nur wer draußen bleibt, erlebt Ausgrenzung und Wut.

Auch Jesus hat ganz unterschiedliche Jünger*innen berufen

Und das verbindet uns dann in aller Verschiedenheit. Hat nicht auch Jesus ganz unterschiedliche Jüngerinnen und Jünger berufen? Sie kamen aus unterschiedlichen Gegenden und hatten ganz verschiedene Berufe. Am Ende sind alle für eine Sache eingestanden und haben einen Strang gewebt, der bis heute trägt.

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