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Sorgt Euch nicht
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Sorgt Euch nicht

Norbert Mecke
Ein Beitrag von Norbert Mecke, Dekan, Evangelischer Kirchenkreis Melsungen
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Es gibt Sätze in der Bibel, über die ich mich echt aufregen kann. Aber holla! Einer davon ist: „Sorgt euch nicht um euer Leben!“ Ein Satz von Jesus. Steht auch noch in einer herausgehobenen Rede – seiner Bergpredigt (Matthäus 6,25).
„Sorgt euch nicht um euer Leben.“ Na, super! So kann wohl nur jemand reden, der vom Leben entweder wenig Ahnung oder wenig Verantwortungsbewusstsein hat.

Ich sorge mich um´s Leben! Und die meisten, die ich kenne, auch. Deshalb gehe ich arbeiten. Ich muss für mein Ein- und Auskommen sorgen. Ich sorge dafür, dass was im Kühlschrank ist. Ich mache Besorgungen, weil die Dinge nicht von allein zu mir fliegen. Ich war sogar schon bei Vorsorgeuntersuchungen, weil Vor-sorgen besser ist, als im Nachhinein erkennen: „Hättest Du mal!“
Und während ich innerlich Jesus für sein „Sorgt nicht!“ einen Vogel zeige, zeigt er mir gleich ganz viele, wenn er fortfährt: „Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie sammeln nicht, sie ernten nicht und eurer himmlischer Vater ernährt sie doch! Seid ihr nicht viel kostbarer als sie?!“
Ich bin kein Vogel und will keinen haben. Also lasse ich auch das Sorgen nicht sein. Obwohl „sorglos“ schon schön wäre. Das gebe ich zu.
Sorglos war Jesus wohl sicher auch nicht. Zieht mehrere Jahre ohne festen Wohnsitz durchs Land. Das will ich mir mal nicht zu romantisch vorstellen. Und wie er Gottes Liebe lebt, stößt auf massiven Widerstand.
Nein, so ganz schlicht-naiv kann er die Sache mit dem „Sorgt nicht!“ wohl nicht gemeint haben. Aber er hat wohl tief vertraut, dass für das Wesentliche längst gesorgt ist. Noch bevor wir uns darum kümmern – also Kummer haben. Dafür, dass wir geliebt sind. Dafür, dass uns der Himmel offensteht – noch mehr als den Vögeln. Dafür, dass wir beflügelt leben können, weil uns der himmlische Vater, wie er Gott nennt, ernährt und wir ihm wertvoll sind. Den Kühlschrank hatte Jesus dabei nicht vor Augen. Auch nicht dauerhafte Gesundheit. Mehr das dauerhafte – oder wie er es nannte: das ewige Leben. Ich falle nie ins Nichts, sondern bleibe von Gott gehalten.
Bleibt noch genug zum Aufregen und Sorgen. Gewiss. Aber wenn Gott wirklich für mich sorgt, bekommt alles andere ein gesundes Maß. Jesus hatte wohl eine besondere, eine wirklich umfassendere Ahnung vom Leben. Deshalb sagt er: „Sorgt Euch nicht!“ Da muss ich noch ganz schön üben… - aber Holla!

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