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Milchgipfel
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Milchgipfel

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Einen Schlückchen Milch in den Kaffee, zarte Butter aufs knusprige Brötchen, frischen Joghurt ins Müsli, für viele gehört das zu einem guten Frühstück. Besonders an einem Samstagmorgen, wo es oft etwas ruhiger zugeht.

Milch ist wertvoll, das hab ich als Junge gelernt. Gegen Abend hat mich meine Oma oft quer durch das Dorf zum Milchholen geschickt. In die eine Hand hat sie mir eine emaillierte Milchkanne gegeben, in die andere ein fünfzig Pfennig Stück. Wenn die Bäuerin noch nicht mit dem Melken fertig war, konnte ich zuschauen, wie sie die kuhwarme Milch aus der Kanne in den großen Blechtrichter gegossen hat, mit einem sauberen, weißen Tuch drin. Manchmal durfte ich beim Warten sogar ein Kälbchen streicheln. Dann hat sie mir einen Liter in meine Milchkanne geschüttet und den Deckel draufgemacht. Ich hab die fünfzig Pfennig bezahlt und die Milch nach Hause gebracht. Ich hab nachgeschaut: 50 Pfennig, das war damals mehr als heute ein Euro. 46 Cent kostet ein Liter Milch heute beim Discounter, also weniger als die Hälfte.

Die Bibel erzählt von einem Land, in dem es gerecht zugeht und in dem alle genug haben. Sie nennt es: Das Land, in dem Milch und Honig fließt. (5. Mose 6,3) Ein reiches Land. Alles ist da, für alle. Ich glaube, in einem solchen Land leben wir heute, im Prinzip jedenfalls. Reich ist unser Land, aber geht es auch gerecht zu?

Für mich gehört zur Gerechtigkeit auch, dass Menschen von ihrer Arbeit leben können und Tiere als Mitgeschöpfe geachtet werden. Wenn zu wenige einen gerechten Preis zahlen, dann müssen andere drauflegen: Bei der Milch sind es heute die Bauern und die Kühe. Zwanzig Liter Milch am Tag gibt eine Kuh normalerweise, Fünfzig schafft eine auf Leistung getrimmte Turbokuh. Und nicht einmal das reicht heute, um Milchbetriebe am Leben zu erhalten.

Wirklich anders arbeitet nur die Ökolandwirtschaft: Im Hessischen Uppland haben Milchkunden schon vor 10 Jahren freiwillig 5 Cent pro Liter mehr bezahlt, damit die Milchbauern ihr Auskommen hatten. Genau daher kommt auch die Milch, die ich mir heute Morgen in den Kaffee gieße. 1,15 Euro hat sie im Supermarkt gekostet. Mein kleiner Beitrag zum gerechten Land, in dem Milch und Honig fließt.

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