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König Midas und die Weisheit
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König Midas und die Weisheit

Dr. Klaus Dorn
Ein Beitrag von Dr. Klaus Dorn, em. Dozent am Kath.-Theol. Seminar, Marburg
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Vom sagenumwobenen und sagenhaft reichen König Midas der Antike wird erzählt, sein Reichtum beruhe auf einer besonderen Gabe. Als ihm der Gott Dionysos einen Gefallen schuldete, erbat sich Midas von ihm die Fähigkeit, dass sich alles, was er berühre, in Gold verwandeln solle. Dionysos gewährte ihm diese Bitte und in wenigen Stunden verwandelte sich der Palast von Midas, die Steine auf seinem Weg, ja selbst die Bäume, die er anfasste, in Gold. In kürzester Zeit wurde der König zum reichsten Mann der Welt. Doch die Freude darüber hielt nicht lange an, denn das Brot, das er essen und der Wein, den er trinken wollte, wurden an seinem Munde ebenfalls zu Gold. Er drohte zu verhungern. Doch zu allem Überfluss wurde auch seine geliebte Tochter zu Gold, als er sie in seine Arme nahm. Und so wurde Midas nicht nur zum reichsten, sondern auch zum einsamsten Mann. Jeder ging ihm aus dem Weg.

In seiner großen Not wandte sich König Midas an Dionysos und bat ihn, den Zauber von ihm zu nehmen. Der hatte Mitleid und befahl dem König, sich in einem Fluss zu waschen. Midas tat wie geheißen und der Zauber verschwand. Seine Gabe, die zu einem Fluch geworden war, wurde von ihm genommen und seine Freunde und Angehörigen kamen ihm wieder nahe. Warum Midas überhaupt diesen Wunsch nach Gold geäußert hatte, wissen wir nicht. War es Neid auf andere, Gier nach Reichtum oder das Streben nach Macht? Er hätte sich besser dem Wunsch des biblischen König Salomo angeschlossen und den Gott um Weisheit gebeten. Oder er hätte sich nach dem Buch Jesus Sirach (7,36) richten können, wo es heißt: Bei allem, was du tust, denk an das Ende, so wirst du niemals sündigen. Das wussten auch schon die alten Römer und die Griechen.

 Aus dieser Geschichte über Midas lässt sich vieles herauslesen. Ich denke aber, sie will vor allem zeigen, wohin das Streben nach immer mehr führen kann. Die Suche nach größer und weiter ist durchaus menschlich. Fremde Kontinente wären nie entdeckt, andere Kulturen nie besucht worden und viele Annehmlichkeiten unseres Lebens gäbe es ohne diese menschliche Eigenschaft nicht. Problematisch wird es allerdings, wenn völlig unbedacht und ohne Weitblick gehandelt wird. Das Vermögen zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, die Weisheit, über mögliche Folgen nachzudenken, sind dem Menschen mitgegeben. Und das ist gut so, auch wenn ich den Eindruck habe, dass viele diese Weisheit nicht zum Zuge kommen lassen. Unser geplagter Planet ist Zeuge und Beweis dafür.

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