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„Jedes Ding hat drei Seiten“
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„Jedes Ding hat drei Seiten“

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Heute denke ich mit Dankbarkeit und einem Augenzwinkern an den Geburtstag eines genialen Komikers: Karl Valentin. Das tun sicher andere Humorfans auch. Und wer Valentins skurrilen Humor mag, findet es ziemlich passend, dass es sich heute um einen ganz unrunden Geburtstag handelt: Valentin wäre 139 Jahre alt geworden.

Nicht allergisch gegen Albernheit sein

Karl Valentin gilt als einer der größten deutschen Humoristen: Mit seinen Sketchen und Filmen hat er Künstler wie Bert Brecht begeistert. Charakterlich war er, nach allem was ich weiß, alles andere als ein netter Spaßvogel, sondern eine schwierige Persönlichkeit. Das möchte ich nicht kritiklos ausblenden. Aber trotzdem finde ich: Es lohnt sich sehr, sich mit seinen zugegeben ziemlich knarzig klingenden Tonaufnahmen zu beschäftigen. Wenn man sich darauf einlässt und nicht allergisch gegen Albernheit ist, springt der Funke verblüffend leicht über.

"Jedes Ding hat drei Seiten"

Mich hat Valentin aber nicht nur oft zum Lachen gebracht: Seine Witze und Weisheiten haben mir auch im Alltag ganz ernsthaft weitergeholfen. Denn Valentin hat einen herrlich schrägen Blick auf Verrücktheiten des Alltags. Und aus diesem Blickwinkel kann ich oft mein Nervenkostüm geraderücken, wenn mich eine kleine Alltagskatastrophe gebeutelt hat. Am Schönsten finde ich seine Weisheit: „Jedes  Ding hat drei Seiten: eine positive, eine negative und eine komische.“  Ich finde: Diese Weisheit ist viel besser als die platte Optimismus-Regel, dass man ein Glas nicht halb leer, sondern halb voll sehen soll. Denn was ist, wenn das Glas nicht halb, sondern ganz leer ist? Mir ist das mal so ergangen: Ich hab beim Parken ein Nachbarauto eingedellt – und ein wichtiger Termin hat mir im Nacken gesessen.

Ein "Gegenmittel" gegen selbstgemachtes Chaos

Da hab ich nichts schönreden können. Die Nerven lagen blank. Da ist mir die Valentin-Weisheit von der dritten, der komischen Seite der Dinge eingefallen. Und das hat mich immerhin so weit beruhigt, dass ich mit einigermaßen kühlem Kopf den Termin abgesagt und nicht noch weiteren Unsinn angestellt hab. So gesehen, ist für mich der Gedanke an diesen genialen Arrangeur chaotischer Sketche in meinem Alltag ein wunderbares Gegenmittel: gegen selbstgemachtes Chaos. Es gibt sie, find ich, fast immer: die komische Seite der Dinge.

 

 

 

 

 

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