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Gespür für das Machbare
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Gespür für das Machbare

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Heute feiert die Kirche den Heiligen Franz von Assisi. Franziskus fasziniert mich: Ich find es großartig, wie kompromisslos er sich für ein Leben in Armut entschieden hat und für Menschen in Not da gewesen ist. Franziskus hat vor rund 800 Jahren in Italien gelebt. Und er hat die Gesellschaft enorm geprägt. Schon zwei Jahre nach seinem Tod hat man ihn daher heiliggesprochen. Seine Ordensgemeinschaft der Franziskaner besteht bis heute. Und Papst Franziskus hat ihn sich als Namenspatron gewählt.

Er geht seinen Weg

Wenn ich daran denke, was Franziskus alles für ein konsequentes Leben als Christ in Kauf genommen hat, kann ich nur staunen: Eigentlich kommt Franziskus nämlich aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie. Sein Vater ist entsetzt, als Franziskus viel Geld spendet und schließlich Bettelmönch wird. Der Vater verklagt ihn sogar. Aber Franziskus geht seinen Weg. Und setzt hohe Maßstäbe: Er besitzt praktisch nur sein Gewand. Und er hat keine Angst bei der Pflege von Aussätzigen.

Gespür für das Machbare

All das find ich bewundernswert. Aber so ein heldenhaftes Verhalten ist mir immer auch etwas fremd. Franziskus spielt als „guter Mensch“ so sehr in einer anderen Liga, dass das mit meinem Alltag erst einmal nicht so viel zu tun hat. So richtig begeistert hab ich mich für Franziskus erst, als ich in seinen Texten noch eine andere Seite von ihm kennengelernt hab: Er zeigt hier nämlich auf sympathische Weise Gespür für das Machbare.

Es sind die vielen kleinen Herausforderungen

So sagt er: „Tu zuerst das Notwendige, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst du das Unmögliche.“ Wenn ich das lese, dann hab ich nicht mehr Heldentaten vor Augen. Sondern einfach die vielen kleinen Herausforderungen, die ich gut kenne. Wenn es um das Notwendige geht, fällt mir ein: Ich helfe einem kranken Freund beim Einkaufen. Oder ich schalte beim Gerangel um eine Parklücke nicht gleich in den Angriffsmodus. Bei der Frage, was für mich das Mögliche ist, fällt mir Folgendes ein: Ich sollte systematischer meinen Lebensstil überdenken. Einfach überlegen, wo ich etwas für die Umwelt tun oder freies Haushaltsgeld für eine Spende erwirtschaften kann. Zum Beispiel, indem ich häufiger auf das Auto verzichte. Ich bin sicher: Das sind zwar kleine Schritte. Aber es ist genau das, was „gutes Leben“ im Sinne von Franziskus ist.

 

 

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