Freie Zeit tut gut!

Ich habe viel gelernt in diesem Lutherjahr. Über meine Konfession und über meinen Glauben. Und über Martin Luther selbst. Da fühle ich mich wirklich beschenkt. Aber wenn ich ehrlich bin: Das eigentliche Geschenk dieses einunddreißigsten Oktobers war: Er war ein Feiertag! Die Menschen hatten frei! Und auch für mich war das ein Tag mit freier Zeit.

Zeit ist das neue Geld! Habe ich neulich in einem Wirtschaftsmagazin gelesen. Und da ist was dran. Wenn man voll im Arbeitsleben steht, ist Zeit oft Mangelware und daher sehr kostbar. So kostbar eben wie Geld. Daher war die Freude groß. Ein ganzer Tag geschenkte Zeit! Zeit für das, was mir wichtig ist. Für das, was sonst im Alltag zu kurz kommt. Ich habe lange geschlafen und ausgiebig gefrühstückt. Ich habe mit meiner Familie etwas unternommen und mit einer Freundin telefoniert, die ich lange nicht gesprochen hatte. Das hat gut getan. Ein tolles Geschenk zum Abschluss dieses Jubiläums. Eine Extraportion Freizeit! Und das nicht nur für Protestanten.

„Man dient Gott auch durch Nichtstun, ja durch keine Sache mehr als durch Nichtstun.“ Das hat Martin Luther mal an seinen Freund Melanchthon geschrieben, als der sich völlig überarbeitet hatte. Dass der Reformationstag in diesem Jahr ein freier Tag war, war also ganz im Sinne Luthers. Denn auch für meinen Glauben brauche ich Zeit. Und weil ich die am Dienstag hatte, konnte ich wie viele andere auch in die Kirche gehen. Als Besucherin, nicht weil ich Dienst hatte. Ich erinnere mich: Im vergangenen Jahr waren gerade einmal zwanzig Besucher im Reformationsgottesdienst. Aber, da hatte ja auch niemand Zeit. In diesem Jahr war das anders.

Ich freue mich, dass sich am Dienstag viele Menschen Zeit nehmen konnten. Zeit für das, was ihnen wichtig ist. Was sie ausmacht. Luther sei Dank! Man könnte fast auf die Idee kommen, auch im nächsten Jahr den einunddreißigsten Oktober zum Feiertag zu erklären!