Es muss nicht immer alles perfekt sein
Mit der Stimmgabel am Ohr saßen wir da. Mucksmäusschen still musste es sein. Alle waren hoch konzentriert. Gewissenhaft versuchte eine nach der anderen, die Saiten ihrer Gitarre auf die richtigen Töne zu stimmen: E-A-D-G-H-E.
„Eine Anfängerin Der Gitarre Hat Eifer“
Um sich die zu merken, gab es eine Eselsbrücke: „Eine Anfängerin Der Gitarre Hat Eifer“. Anfänger der Gitarre, das waren wir alle und voller Eifer sowieso. Allerdings wurden wir nie fertig mit dem Stimmen. Ständig schraubten wir an den Wirbeln der Instrumente herum. Nach oben. Nach unten. Trotzdem klang die Gitarre nicht hundertprozentig perfekt. Dazu hat mir ein alter Gitarrenbaumeister mal gesagt:„Du kannst eine Gitarre gar nicht so stimmen, dass sie immer sauber klingt. Egal, wie gut deine Gitarre gebaut ist, und wie sehr du dich mühst.“
Das Tonsystem hat eine Lücke
Das Tonsystem ist von Natur aus nicht ganz sauber. Es hat eine Lücke.
In der Musik wird das ausgeglichen, indem diese Lücke auf alle Töne verteilt wird. Sie sind alle ein kleines bisschen daneben. Es gibt also keinen perfekten Klang in der Musik.
Schlechte Stimmungen gehören zum Leben
Das finde ich tröstlich, nicht nur fürs Gitarre stimmen, sondern auch für mein Leben. Da gibt es immer mal wieder Tage, an denen die Stimmung nicht besonders gut ist, ich mich nicht wohl fühle. Das ist nicht falsch, sondern gehört dazu. In solchen Situationen tut es gut, mich an den Baumeister zu erinnern, der mich und die Musik wunderbar gemacht hat: Gott.
Man kann auch ohne hundert Prozent perfekt sein
Trotz aller Mühe, mein Leben in Ordnung zu halten – irgendwas ist immer. Wie beim Gitarre spielen kommt es darauf an, das Beste aus dem zu machen, was ich von meinem Baumeister bekommen habe. Es kann schön sein, ohne Hundert Prozent perfekt zu sein.
