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Ein Lied für die Schöpfung
Bild: Seifert_Pixabay

Ein Lied für die Schöpfung

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen
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Es gibt Lieder, die kommen mir immer mal wieder in den Kopf, auch wenn ich sie nicht zu meinen Lieblingsliedern zählen würde. Eines davon ist ein Schlager aus meiner Zeit in der katholischen Jugend: „Laudato si, o mi signore, laudato si“ ist der Refrain. Ein echter Hit mit mindestens sieben Strophen. Heute habe ich dieses Lied besonders im Ohr, denn heute ist der Gedenktag des Heiligen Franziskus. Er hat den Text vor 800 Jahren geschrieben. Bei ihm trägt das Lied den Titel „Sonnengesang“.

Der heilige Franz von Assisi hat sich als Teil von Gottes Schöpfung gesehen. Darum sind für ihn die Gestirne und Elemente, die Pflanzen und Tiere „Brüder“ und „Schwestern“, und die Erde wird zur „Mutter“. Mit den Geschöpfen und durch alle Geschöpfe preist er Gott im Sonnengesang für alles, was ihm geschenkt ist.

Ein ökologisches Leitbild im Sonnengesang!

Ich finde: Dieses Lob der Schöpfung ist höchst aktuell, obwohl es schon so viele Jahrhunderte alt ist. Im Sonnengesang steckt ein ökologisches Leitbild! In einer Strophe preist Franziskus Gott für den „Bruder Wind“, für die Luft und für die Wolken, für die heitere Himmelsbläue und jede Witterung, „durch die du deinen Geschöpfen Unterhalt gibst“. Im italienischen Original steht da: ‚sustentamento‘. Das bedeutet: aufrechterhalten, erhalten, nachhalten. Es ist erstaunlich (oder vielleicht gerade auch nicht), dass Franziskus schon vor 800 Jahren eine Urform des Wortes gebraucht, das heute rund um das Thema Ökologie immer wieder verwendet wird: „sustainability“ - Nachhaltigkeit.

Und so ist es auch kein Zufall, dass Papst Franziskus seiner Enzyklika, seinem Schreiben zum Thema Bewahrung der Schöpfung 2015 den Titel „Laudato si“ gegeben hat. Im Einleitungssatz zitiert er das alte Lied von Franz von Assisi, seinem Namenspatron.

"Wir müssen handeln"

Das päpstliche Rundschreiben richtet sich an alle Menschen im „gemeinsamen Haus“ und hat vor sechs Jahren ein breites Echo gefunden, über die Grenzen von religiösen oder politischen Anschauungen hinweg.

Wir müssen handeln in der Klimakrise: Das ist seitdem noch klarer und dringender geworden. Die Pandemie und die jüngsten Naturkatastrophen haben deutlich gemacht, wie dringend rasches Handeln ist. Papst Franziskus sagt in seinem Schreiben 2015: „Die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede (…) sind untrennbar miteinander verbunden.“ (Laudato si (LS) Nr. 10).

So kann es nicht funktionieren!

Es macht mich immer wieder sprachlos, wie Politiker und Wirtschaftsleute, aber auch ansonsten ganz vernünftige Mitmenschen das ignorieren. Der Papst appellierte schon 2015: „Wir brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle.“ (LS 14). Dazu gehört laut Franziskus zuerst die Anerkennung des Problems und dann der Wille zur aktiven Veränderung.

Es ist doch eigentlich klar: Der gegenwärtige Lebensstil kann nicht auf Dauer funktionieren. Dieses Jahr war der sogenannte Erdüberlastungstag schon am 29. Juli. An diesem Tag waren alle nachhaltig nutzbaren Ressourcen verbraucht. Die Menschheit lebt seitdem auf Kosten zukünftiger Generationen.

Übernahme von Verantwortung für die Zukunft

Es geht weder um Schuldzuweisung noch um übertriebene Panikmache. Es geht schlicht und einfach um die Übernahme von Verantwortung für die Zukunft – jeder an seinem Platz und nach seinen Möglichkeiten. Dazu gehört für mich auch, das Bewusstsein für die Schönheit der Schöpfung wach zu halten. Deshalb singe ich heute den Sonnengesang vom Heiligen Franziskus: „Sei gepriesen, Herr, für deine Schöpfung, denn sie ist wunderbar!“

 

 

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