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Die Schotten dicht machen
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Die Schotten dicht machen

Steffen Flicker
Ein Beitrag von Steffen Flicker, Schulleiter der katholischen Schule Marianum Fulda und Vorsitzender des Katholikenrates im Bistum Fulda

"Die Schotten dicht machen" - eine alte Redewendung aus der Seemannssprache. Sie bedeutet so viel wie: sich abgrenzen - die Grenzen hochziehen. Wer die Schotten dicht macht, der möchte seine Ruhe haben. Alles für sich behalten: Mein Leben zuerst! Was interessieren mich die Anderen? "Grenzen ziehen" - das hat meist einen negativen Klang. Grenzen zeigen Enge auf - kein Spielraum mehr. Bis hierher und nicht weiter. Man fühlt sich gefangen - eingesperrt. Wer möchte schon in einem Land sein, das die Grenzen hochzieht? Hier ist die Begrenzung. Hier ist Schluss.

Aber Grenzen können auch etwas Positives sein. Als Pädagoge habe ich gelernt: Wenn Kindern keine Grenzen gesetzt werden, dann gibt es kein Halten mehr.  Dann läuft alles "aus dem Ruder". Ohne Grenzen tanzen Kinder den Erwachsenen auf der Nase herum. Grenzen können auch gut sein. Sie können helfen. Grenzen, die Gesetze festlegen. Dann ist für alle geklärt, was erlaubt ist und was nicht. Das schafft Sicherheit. Grenzen, die der Anstand setzt, die die Ethik verlangt. Grenzen können also schützen, damit die Freiheit des Anderen nicht verletzt wird. Und damit meine Freiheit vor Eingriffen von außen bewahrt wird.

Und doch ist es wichtig, auch Grenzen zu überwinden. Grenzen, die sich zwischen Menschen gebildet, ja verhärtet haben. Da, wo Funkstille herrscht. Da, wo Enttäuschungen und Verletzungen stattgefunden haben. Da, wo ich nicht mehr mit dem Anderen reden möchte. In der Bibel heißt es im Psalm 18: "Mit meinem Gott überspringe ich Mauern." Wege, die zwischen Menschen versperrt sind, können sich wieder öffnen. Der berühmte gordische Knoten - er kann sich lösen. Wenn ich bereit bin, Mauern zu überwinden, dann entstehen neue Möglichkeiten. Menschen können wieder zueinander finden. Über Grenzen. Grenzen-los. Denn nicht nur der Mensch, dem eine Grenze gesetzt wurde, fühlt sich schlecht. Auch ich habe damit ein Problem. Auch ich spüre eine Belastung. Mir fehlt der innere Friede.Wenn ich nicht verzeihen kann, belaste ich mich selbst.
Wenn ich nicht aufhöre, nachtragend zu sein, schleppe ich ein Problem ewig mit mir herum. Es kann mich also entlasten, wenn ich zur Vergebung bereit bin. Die ausgestreckte Hand der Versöhnung kann auch mir guttun – nicht nur meinem Gegenüber. Ich kann Ballast abwerfen. Ich kann mich von alten Problemen befreien.

Ich kann die Schotten dicht machen - ich kann sie aber auch öffnen. Vom Dunkel ins Licht. Dann geht es nicht nur Anderen besser, dann fühle ich mich auch wohler.

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