Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Das Nicht-Planbare respektieren
Bild: Pixabay

Das Nicht-Planbare respektieren

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
Beitrag anhören:

Zurzeit denke ich oft an John Lennon. Denn in diesem Herbst gibt es gleich zwei wichtige Gedenktage an diesen außergewöhnlichen Musiker und Menschen: Vor knapp drei Wochen, am 9. Oktober, hätte Lennon seinen 80. Geburtstag gefeiert. Und in ein paar Wochen ist der 40.  Jahrestag seiner Ermordung. 

Nicht  nur mit seinen Beatles-Songs hat mich Lennon so begeistert wie kaum ein anderer Musiker. Auch seine Songs als Solokünstler inspirieren mich immer wieder. Gerade geht mir vor allem eine Textzeile aus einem seiner letzten Lieder oft durch den Kopf. Der Song trägt den Titel „Beautiful Boy“. Da heißt es: „Das Leben ist das, was passiert, wenn du gerade beschäftigt bist, andere Pläne zu machen.“ 

Für mich passt der Satz einfach perfekt zur Corona-Zeit: Corona macht es gerade ganz schön schwer, Pläne zu schmieden. Sie werden ständig über den Haufen geworfen. Auch mir geht´s so. Und dann kommt bei mir noch dazu:  Ich denke in der Coronazeit oft „Jetzt erst recht“ – und versuche verbissen, alles so perfekt wie nur möglich zu planen. Beruflich und privat: Ich hab  zum Beispiel bei meiner Unterrichtsplanung alle möglichen Lockdown-Eventualitäten einkalkulieren wollen. Und zuhause hab ich gedacht: Ich muss diese Zeit unbedingt dafür nutzen, unsere Wohnung endlich optimal einzurichten. Aber ich hab immer wieder gemerkt, dass das einfach nicht funktioniert: Die Corona-Lage folgt ihren eigenen Regeln. Und unsere Familie ehrlich gesagt auch. Und das führt dazu, dass gerade in der letzten Zeit mein Alltag genauso abgelaufen ist, wie es das Lennon-Zitat beschreibt: Ich mache eifrig Pläne und feile an ihnen herum wie ein Uhrmachermeister an einer wertvollen Taschenuhr. Und das Leben um mich herum funkt mächtig dazwischen, scheint sich für die ganze Planerei von mir nur sehr begrenzt zu interessieren. 

Aber die Art, wie John Lennon dieses Phänomen formuliert, bringt mich dazu, dass ich mich eher amüsiere als resigniere. Ich sehe mich dann wie in einem Spiegel: zwar fleißig am Planen, aber dabei auch oft viel zu hektisch, starr und unflexibel sein. Und ich erkenne dann mit einem Schmunzeln: Wenn ich beim Planen mehr  Respekt für das Nicht-Planbare hätte, dann würde ich mir und meiner Umwelt das Leben leichter machen. Klar, will ich weiter Pläne schmieden. Muss ich ja auch. Aber ich will auch respektieren: Es gibt das Nicht-Planbare.  Und souveräner damit umgehen.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren