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Thomas - Mut zum Fragen
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Thomas - Mut zum Fragen

Verena Maria Kitz
Ein Beitrag von Verena Maria Kitz, Katholische Pastoralreferentin in St. Michael, Zentrum für Trauerseelsorge, Frankfurt
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Der Name Thomas ist ein bisschen aus der Mode – heute werden kleine Jungs oft Noah, Ben oder Paul genannt. Aber in meiner Kindheit war Thomas als Vorname total beliebt. Da gab es in jeder Schulklasse mindestens zwei Thomasse. Meistens wurde der Nachname gleich dazu gesagt, damit man sie auseinander halten konnte.

War Thomas ungläubig?

Bei dem biblischen Thomas, da kommt der Name nämlich her, und die katholische Kirche feiert heute seinen Namenstag, war das so ähnlich. Der hatte auch einen Beinamen. Allerdings keinen Nachnamen, sondern eine Zuschreibung: Der „ungläubige Thomas“, so wird der Apostel Thomas im Neuen Testament genannt, im Johannesevangelium. Thomas war einer der 12 Apostel von Jesus, einer aus dem engsten Kreis also. Und der „ungläubige Thomas“, so wurde er nach dem Tod von Jesus genannt: Weil er das, was die anderen Apostel erzählt haben, nicht gleich glauben wollte: Dass Jesus, der doch am Kreuz gestorben war, von den Toten auferstanden sein sollte. Das wollte Thomas nicht unbesehen glauben. Er wollte Jesus selber sehen, am liebsten selber berühren.

Sich vergewissern und genau hinsehen

Dass ihm für diesen Wunsch so ein Name, der ungläubige Thomas verpasst wurde, das behagt mir gar nicht. Ich kann Thomas gut verstehen: Ich will mir auch gerne selber einen Eindruck verschaffen, gerade, wenn etwas über andere Menschen erzählt wird. Mein Eindruck ist auch nicht unfehlbar, aber nur vom Hörensagen will ich nicht etwas über einen anderen Menschen glauben.

Ich denke mir, Jesus hat das auch verstanden –  in der biblischen Erzählung gibt es dann eine Begegnung von Jesus und Thomas. Und die hilft dem „ungläubigen“ Thomas, zu glauben: Jesus ist wirklich auferstanden.

Mir selber ein genaues Bild machen

Ich find diesen ungläubigen Thomas eigentlich ganz sympathisch – und für mich taugt er sogar zum Vorbild: Ich will auch genau hinsehen und -hören,  wenn mir etwas über andere erzählt wird. Und prüfen: Wem kann ich trauen und wem nicht?  Im Zweifelsfall will ich dann aber auch bereit sein, meinen ersten Eindruck zu korrigieren.

Auch wenn der Name Thomas heute nicht mehr so modern ist: Diese Botschaft „Schau genau hin!“, die ist es trotzdem, finde ich.

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