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Spiel doch mal wieder
Bild: Tran Mau Tri Tam/Pixabay

Spiel doch mal wieder

Tanja Griesel
Ein Beitrag von Tanja Griesel, Evangelische Pfarrerin, Fritzlar
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Irgendwann habe ich aufgehört damit. Ich kann nicht sagen, wann es passierte. Es fiel mir auch gar nicht auf, dass ich es nicht mehr tat. Es gehörte einfach nicht mehr dazu: das Spielen. Ich rede nicht von Brettspielen wie Mensch-Ärgere-Dich-Nicht. Ich denke an Fangspiele. Versteckspiele. Rennen. Haken schlagen. Nach Luft schnappen. Sich auf den Boden fallenlassen. Lachen. Ausgelassenes Toben. - Mit Kindern spielen wir so. Und mit Tieren.

Wenn ich eine Zeit lang konzentriert am Computer gearbeitet habe, kommt unser Hund und legt mir seine Pfote aufs Knie. Dann möchte er spielen. Er läuft fort und kommt mit einem Spielzeug zurück. Er legt es mir vor die Füße. Wieder dieser Blick. Komm spielen! Jetzt! Eigentlich habe ich keine Zeit. Mein Schreibtisch liegt bis oben hin mit Arbeit voll. Aber er lässt nicht locker. Also stehe ich auf. Bevor ich das Spielzeug greifen kann, schnappt er es sich und läuft damit weg. Dabei dreht er sich immer wieder nach mir um, ob ich ihm auch folge. Er möchte, dass ich ihm das Spielzeug abjage. Und so geht es durch alle Räume unseres Hauses. Über Sofas und Teppiche. Die Treppe hinunter. Er lässt mich immer mal wieder nah herankommen, um dann im letzten Moment die Richtung zu wechseln. Am Ende lasse ich mich lachend auf den Boden fallen. Sofort kommt er angerannt, stupst mich mit der Schnauze an, legt mir das Spielzeug in meine Hand. Du bist dran, sagt er mir damit.

Tiere und Menschen besitzen die Fähigkeit zum Spielen. Das mussten wir nicht erst erfinden. Uns ist es in die Wiege gelegt. Gott hat uns mit dieser Fähigkeit ausgestattet. Und er nutzt sie selbst auch: Im freien Spiel von Gesetz und Zufall ordnet er die Elemente und erschafft diese Welt. In der Bibel heißt es: „Die Weisheit Gottes spielte auf dem weiten Rund der Erde. Und Gott hatte seine Freude an den Menschen (Spr 8,31).“ Das Spielen ist eine Quelle der Inspiration, der Kreativität und der Freude.

Setze ich mich nach dem Spiel wieder an den Schreibtisch, spüre ich etwas von der kreativen Kraft, die das Spielen freisetzt: Die Arbeit geht mir leichter von der Hand. Mancher Knoten hat sich im Kopf gelöst. Neue Idee tauchen wie aus dem Nichts auf. Durch das Spielen werden wir zu schöpferischen Menschen - so wie Gott uns geschaffen hat.

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