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Radfahren mit Vertrauen

Radfahren mit Vertrauen

Gunnar Bach
Ein Beitrag von Gunnar Bach, Katholischer Pastoralreferent, Pfarrei Sankt Peter Montabaur
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„Ja mir san mim Radl da“ –  Ja, das Lied ist schon ziemlich alt und wird  schon ziemlich lang gesungen. Umso mehr wundere ich mich, dass der Welttag des Fahrrads heute tatsächlich zum ersten Mal stattfindet. Aber Radfahren ist alles andere als retro oder verstaubt: Wenn ich mich auf den Sattel schwinge, liege ich voll im Trend. Und das nicht nur, wenn ich ein E-Bike fahre. Zwei meiner Nachbarn haben sich jetzt eines angeschafft und sind voll stolz drauf. Wenn wir uns draußen sehen und sie fahren wieder los, laden sie mich ein: „Gunnar, probier‘s doch mal aus. Damit schaffst du jeden Berg. Ist voll cool.“ Radfahren wird eben immer verbreiteter und beliebter.

Ich erinnere mich noch, wie unsere drei Kinder Radfahren gelernt haben. Das Ganze ist nicht nur eine sportliche Übung, sondern dafür braucht es für Eltern vor allem drei Dinge: Geduld, Geduld, und nochmals Geduld. Wie oft hat meine Frau, die ihnen das Radfahren beigebracht hat, den Satz gehört: „Aber du hältst mich fest, du lässt mich bestimmt nicht los, versprochen?“ Und immer wieder ihre Antwort: „Ja, klar. Ich bin da. Du kannst es. Du fällst nicht!“ Ich weiß nicht, für wen das oft aufregender war, für unsere Kinder, oder für meine Frau!

Wie ich selbst Radfahren gelernt habe, weiß ich gar nicht mehr so genau. Aber eines wird mir immer deutlicher, wenn ich darüber nachdenke: am Anfang hatte ich Angst hinzufallen. Aber je mehr ich darauf vertraut habe: es kann mir nichts passieren, auch wenn ich falle. Da steht und geht jemand hinter mir her, der mich beschützt:  desto mehr wurde ich die Angst los. Und irgendwann hatte ich gar nicht mehr gemerkt, dass mich meine Eltern haben losfahren lassen. Sie haben mich losgelassen, und ich wurde selbstständig und frei, allein loszufahren.

Ich finde, das Radfahren-Lernen ist ein gutes Bild dafür: ich brauche ganz viel Vertrauen, um immer selbstständiger und freier zu werden. Schon im ersten Teil der Bibel schrieb ein Beter im Buch der Psalmen seine Erfahrung nieder: ich bin nicht allein, egal, was passiert. Ich werde von Gott beschützt.  

In meinem Alltag gibt es viele Gefahren, besonders im Straßenverkehr. Und die Angst, dass mir oder meiner Familie etwas Schlimmes zustößt – sie hat sich bei mir bis heute nicht ganz verabschiedet. Eine gesunde Portion Angst und Vorsicht sind ja auch gut. Die schützen mich davor, übermütig zu werden und mich selbst zu überschätzen. Aber noch mächtiger als die Angst und die gesunde Portion Vorsicht ist das Vertrauen. Nicht nur, wenn ich aufs Rad oder ins Auto steige, vertraue ich darauf: es geht hoffentlich alles gut. Wenn ich vorsichtig und umsichtig bin, darf ich mich auch trauen und losfahren. Vertrauen zu können, ist einfach ein tolles Gefühl!

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