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Paul und das Wasser
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Paul und das Wasser

Norbert Mecke
Ein Beitrag von Norbert Mecke, Dekan, Evangelischer Kirchenkreis Melsungen
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„Man! Ich wollte eigentlich nicht gleich das ganze Wasserwerk kaufen!“ – mit dem Spruch auf den Lippen zeigt mir ein Bekannter seine Wasser- und Abwasserrechnung. Eine kräftige Nachzahlung ist angesagt. „Und da kommt dann noch die Abfallbeseitigung obendrauf! Die drehen doch alle am Rad!"

Ja. Mag sein, dass das ungelegen kommt: wie die meisten Rechnungen. Aber mich erwischt seine Klage gerade auf dem falschen Fuß.

Ich bin nämlich noch nicht lange aus Indien zurück. Mit einer kleinen Reisegruppe habe ich dort dörfliche Kirchengemeinden besucht. 7.000 Kilometer von Deutschland entfernt - und manchmal gefühlte 300 Jahre von heute zurück.

Trinkbares Wasser: Fehlanzeige. Kanalisation: eine Rinne in der Mitte der unbefestigten Dorfstraße. Müllabfuhr: Hier und da brannte ein Haufen aus Abfall am Dorfrand. Das meiste lag allerdings überall zwischen den Häusern.

Da bezahle ich hier bei uns aber gerne die Rechnung für Wasser aus dem Hahn und Hygiene allenthalben. Ich muss nicht mehrfach am Tag zu einem Brunnen gehen, von dem dann auch noch herumstreunende Hunde trinken. Wenn ich Mineralwasser kaufe, dann obwohl ich schon Trinkwasser im Haus habe, nicht damit. Und wenn ich mal vergessen habe den Mülleimer rauszustellen, ist das ärgerlich, aber spätestens nach zwei Wochen korrigiert. Weder ich noch meine Nachbarn müssen deshalb aufpassen, wo sie hintreten oder Ungeziefer fürchten.

An zwei Stellen haben wir „Paul“ in Indien zurückgelassen. „Paul“ steht für „Portable aqua united, lifesaving“ – ein etwa briefkastengroßer Wasserfilter. Ein Stück nordhessisches Knowhow, das Leben retten kann. Das Filtersystem wurde an der Universität Kassel entwickelt und kann 1.200 Liter Wasser täglich trinkbar machen. Das reicht für etwa 500 Personen. 99% der Schadstoffe werden herausgefiltert und Krankheiten vermieden.

Frisches Wasser. Meine Wasserrechnung sehe ich jetzt mit etwas anderen Augen: Ich bin sogar dankbar dafür.

Und ab und an leg ich noch ein paar Euro dazu. Für die Partner in Indien. Das ist mir das Wasser wert: meins hier und deren dort!

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