Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Menschlich bleiben

Menschlich bleiben

Rolf Müller
Ein Beitrag von Rolf Müller, Pastoralreferent Pfarrei Mariä Himmelfahrt, Frankfurt
Beitrag anhören:

Morgen, am 4. Januar, vor sechzig Jahren, ist der weltberühmte französische Schriftsteller und Nobelpreisträger Albert Camus gestorben. Für mich war er schon immer ein „ganz Großer“ in der Literatur. Ein Buch von ihm hat mich schon als Jugendlicher fasziniert. Es ist sein Roman „Die Pest“; ich erinnere mich noch gut daran, wie ich das Buch beim Lesen vor lauter Begeisterung kaum aus der Hand legen konnte.

Es geht darin um eine Stadt in Algerien, in der sich eine Pestepidemie ausbreitet. Die Stadt wird von der Außenwelt abgeschottet und ihre Bewohner kämpfen ums Überleben. Erzählt wird das Ganze aus der Sicht des Arztes Rieux. Er beobachtet genau, wie sich andere Mitbewohner im Angesicht dieser ausweglosen Katastrophe verhalten. Einige ergeben sich ihrem Schicksal, wieder andere schlagen aus der Epidemie Profit, einer, der Jesuitenpater Paneloux deutet die Krankheit sogar als eine Strafe Gottes. Dieser Meinung schließt sich der Arzt Rieux nicht an; er ist Atheist und kann fast keinen Sinn in dieser Lage erkennen – außer vielleicht einen: menschlich zu bleiben und alles für eine Besserung der Lage zu tun, selbst wenn es ihn das eigene Leben kosten könnte. Am Ende des Buches stimmen am Ende in dieser Haltung der Jesuitenpater und der Arzt überein.

Für mich ist diese Botschaft des Romans von Camus auch heute ganz wichtig: Auch wenn Menschen verschiedene Religionen oder Weltanschauungen haben, können sie doch friedlich zusammen an einer besseren Welt bauen; ob sie jetzt Christ, Jude, Moslem oder Atheist sind. Ich träume davon, dass sich die Menschen wenigstens darauf einigen könnten – gerade, wenn ich an die vielen Kriege und Konflikte in unserer Welt denke.

Ich glaube, dann könnte unsere Welt ein friedlicherer Ort sein als jetzt. Ich weiß, ich muss selbst damit anfangen, wenn dieser Traum wahr werden soll. Menschlich zu bleiben bei allem, was auch passiert, das wäre auch für mich ein guter Vorsatz für das neue Jahr.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren