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Machen Sie sich heute ein Kompliment!

Machen Sie sich heute ein Kompliment!

Marcus C. Leitschuh
Ein Beitrag von Marcus C. Leitschuh, Katholischer Religionslehrer und Autor, Kassel
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Heute bin ich ratlos. Ich weiß gar nicht, was ich heute feiern soll. Denn nach der Liste der heute möglichen Gedenktage gibt es eine große Auswahl. In den USA wird heute der nationale „Tag der Klimaanlage“ ebenso gefeiert wie der „Tag der Schokoladen-Waffeln“. Nicht zu vergessen auch der „Iss-Deine-Bohnen-Tag“ – englisch „National Eat Your Beans Day“. Diese Anlässe gefallen dir aber alle nicht. Viel besser gefällt mir der heutige „Compliment Your Mirror Day“ - der „Schmeichle-Deinem-Spiegelbild-Tag“. Meine erste Reaktion war noch negativ: Seinem eigenen Spiegelbild schmeicheln und sogar Komplimente machen? Das klingt wie Selbstverliebtheit und Selbstbewunderung – auch Narzissmus genannt. Sie wissen schon: Dieser Jüngling aus der griechischem Mythologie, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebte. Obwohl er die Täuschung auf der Wasseroberfläche durchschaut, kann er sich nicht von diesem Bild abwenden. Er vereinsamt und stirbt. Dabei verwandelt er sich in eine Blume: die Narzisse. Der Begriff Narzissmus steht seitdem für alles, was über ein gesundes Maß hinausgeht. So verstehe ich den „Schmeichle-Deinem-Spiegelbild-Tag“ allerdings nicht. Natürlich wäre es ungesund, wenn Sie sich jetzt ihr Leben lang vor den Spiegel stellen und gar nicht mehr weg zu bekommen sind. Es geht auch nicht darum, sich nur noch und immer ganz toll zu finden. Aber dieser kurioser Gedenktag kann daran erinnern, dass wir viel zu oft genau umgedreht handeln: Ob Optik oder Talente – Das eigene Tun sehen wir sehr kritisch bewertet und wir stufen uns als unbedeutend ein. Vor dem eigenen Spiegelbild finden sich arg schnell die sogenannten Problemzonen. Der „Schmeichel-Deinem-Spiegelbild-Tag“ kann Mut machen: Sehen Sie sich heute einmal bewusst wohlwollend im Spiegel an. Für mich heißt das: Entdecke die tollen Seiten an Dir, die eigene Schönheit, das Unverwechselbare. In der Bibel steht, dass Gott uns nach seinem Abbild geschaffen hat. Ein Abbild, das aber nicht uniformiert und gleich aussieht. Wenn die Bibel vom Abbild spricht, meint sie uns nicht als Kopie und identisches Abziehbild: Es ist gerade die Unterschiedlichkeit jedes Menschen, unsere Vielfalt, das Individuelle, das jeweils Unverwechselbare, das Menschen zu Menschen macht. Und das unsere jeweils eigene Schönheit erzeugt. Deshalb: Nutzen Sie diesen Tag. Genießen Sie die vielen kleinen und großen Schönheiten an sich. Entdecken und schmeicheln Sie sich was das Zeug hält. Sie haben als einmaliges und unverwechselbares Geschöpf Gottes allen Grund dazu.

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