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Je trouve ici mon asile - hier finde ich meine Zuflucht
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Je trouve ici mon asile - hier finde ich meine Zuflucht

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Auf dem Pfarrbrief einer der evangelischen Nachbargemeinden in Bad Homburg habe ich, eher zufällig, auf der Titelseite oben in der Ecke das Symbol einer Taube entdeckt. Kurz dachte ich an Pfingsten oder an die Friedenstaube. Aber: Die Taube sitzt auf einem Olivenzweig und hat ein Blatt im Schnabel. Darunter in sehr kleiner Schrift der französische Satz „Je trouve ici mon asile“ „Ich finde hier meine Zuflucht.“

Die Waldensergemeinde

Die evangelische Gemeinde im Stadtteil Bad Homburg Dornholzhausen ist von Waldensern gegründet worden. Als Glaubensflüchtlinge kamen sie am Ende des 17. Jahrhunderts dorthin. Noch heute heißt die Gemeinde so, Waldensergemeinde. Wie die Waldenser kamen auch die Hugenotten als Glaubensflüchtlinge in unsere Gegend. Sie haben in Hessen sogar einige Orte gegründet, Friedrichsdorf und Neu-Isenburg zum Beispiel.

Hier haben Glaubensflüchtlinge eine neue Heimat gefunden

Die Taube mit dem Ölzweig lässt mich an die Arche Noah denken und die lange Zeit, die es dauerte, bis die Taube mit dem Ölzweig zurückkam und ein Ankommen möglich war. Wie gut, dass diese Menschen in unserer Gegend heimisch wurden! Ab und an begegnet mir in Bad Homburg ein französisch klingender Name, und in vielen Teilen Hessens sagen wir ganz selbstverständlich und mit hessischer Betonung Portemonnaie statt Geldbeutel oder Trottoir statt Bürgersteig. 

Je trouve ici mon asile. Hier finde ich meine Zuflucht, das erinnert an viele Psalmworte, in denen Menschen bei Gott Zuflucht suchen – und finden. Das ist ein großer Trost: in größter Bedrängnis bei Gott Halt zu finden. Innerlich nicht zu verzweifeln. Glücklich, wem das gelingt.

Zuflucht und Sicherheit

Asile, Zuflucht, das heißt Sicherheit vor Gefahr,  Asyl … und automatisch wandern meine Gedanken zu den vielen Menschen, die heute hier Zuflucht finden wollen. Asyl. Und die auch oft lange Wege mit vielen ungemütlichen Zwischenstationen hinter sich haben.

Die katholische Friedensbewegung Pax Christi hat die Aktion „Kein Weihnachten in Moria“ angestoßen, der sich immer mehr Gruppen, Gemeinden und Organisationen anschließen. In dem Titel steckt zweierlei: So wie es in Moria ist, und nach dem verheerenden Brand nochmal mehr, kann dort kein richtiges Weihnachten stattfinden.

Und: Niemand sollte Weihnachten noch in Moria verbringen müssen. Das neue Lager direkt am Meer bietet den viel zu vielen Menschen noch weniger Schutz als das abgebrannte alte. Ohne Strom und Heizung sind die Menschen in den Zelten der Kälte, dem Regen und Sturm ausgesetzt. Und auch dort grassiert das Virus.

Aktion „Kein Weihnachten in Moria“

Die Aktion will dazu beitragen, dass die 21.000 Flüchtlinge die kalte Jahreszeit nicht unter diesen katastrophalen Bedingungen erleben müssen, sondern die Chance auf eine Zuflucht bekommen. Dazu wendet sich die Kampagne einerseits an die Politikerinnen und Politiker, andererseits möchte die Aktion die Gemeinden und Kommunen stärken und unterstützen, die zur Aufnahme von geflüchteten Menschen bereit sind. Es geht auch darum, bei all der verständlichen vorherrschenden Sorge um die eigene Gesundheit, um die Wirtschaft, die Kultur und das soziale Leben hierzulande diese Menschen in Not nicht zu vergessen.

Wie schön wäre es doch, wenn diese Menschen zum Beispiel aus Moria, die so viel auf sich genommen haben, um der Gefahr, der Armut, der Verfolgung zu entfliehen, irgendwann so in Sicherheit angekommen sind, dass sie sagen können: Hier finde ich meine Zuflucht. Hier bin ich geborgen, und ja, zu Hause.

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