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Hör mal, wie die Welt klingt
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Hör mal, wie die Welt klingt

Daniel Lenski
Ein Beitrag von Daniel Lenski, Evangelischer Pfarrer, Königstein-Falkenstein
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Violine finde ich ein faszinierendes Instrument. Meine eigenen Versuche, Violine zu spielen, liegen lange zurück. Ich war nur mäßig erfolgreich. Aber das hat meiner Faszination keinen Abbruch getan. Darum habe ich begeistert das Buch gelesen, das der bayerische Geigenbauer und Physikingenieur Martin Schleske geschrieben hat. Er erzählt, wie eine Geige entsteht.

Nicht jeder Baum hat das Zeug zu einer Geige

Es beginnt mit der Suche nach dem richtigen Holz. Als junger Geigenbauer ist Martin Schleske manchmal stundenlang in abgelegene Gebiete gewandert, weil er die richtigen Baumstämme finden wollte. Nicht jeder Baum hat das Zeug zu einer Geige. Es gibt sogenannte Sänger. Das sind Bäume, die für den Geigenbau besonders geeignet sind. Zum Beispiel Bergfichten. Ihr Holz birgt einen unvergleichlichen Klang in sich, den der Geigenbauer dann in seiner Werkstatt liebevoll herausarbeitet.

Auf der Suche nach dem richtigen Holz

Schleske bezeichnet sich selbst als einen Pilger, wenn er sich auf die Suche nach dem richtigen Holz macht. Er weiß nicht, ob er finden wird, wonach er sucht. Aber er startet mit der Bereitschaft, sich selbst durch den Klang des Holzes, an das er vorsichtig klopft, verändern zu lassen. Die Musik einer Geige, die mit einem solchen Sänger-Holz gebaut wird, ist für ihn Nahrung für die Seele.

Geigenbau aus Leidenschaft und Berufung

Seine Leidenschaft für den Geigenbau bezeichnet er als Berufung, die ihn erfüllt und antreibt. Alles hat für ihn Bedeutung: das Muster des Holzes, der Klangraum des Instruments, die Wahl des Geigenlacks. Das Lackieren des Instruments vergleicht er mit einer Salbung. Haut, die gesalbt wird, wird weicher, stärker und widerstandsfähiger. Das bewirkt auch das Lackieren der Geige.

Martin Schleske sieht sein Handwerk als Gleichnis

Was mich bei Martin Schleske beeindruckt: Er nimmt sein Handwerk als Gleichnis wahr. Als Bilder für das Heilige, das in uns ist und durch das Gott an uns wirkt. So vergleicht er die Keimlinge der Fichten mit uns Menschen, die wir nach dem dürsten und das aufsaugen, was uns wachsen lässt. Und die Resonanzen der Geige erinnern ihn daran: Durch den richtigen Impuls kann auch in unserem Leben etwas ins Schwingen geraten.

Auch Jesus hat das Leben um sich herum geistlich gedeutet

In der Bibel hat Jesus von Nazareth das ähnlich gemacht: Er hat das, was die Menschen um ihn herum täglich gesehen haben, geistlich gedeutet. Er hat gesagt: Das Reich Gottes, die große Zukunft, ist wie ein kleines Senfkorn. Winzig klein und doch wird daraus ein großer Baum, in dem die Vögel nisten und mit ihrem Zwitschern die Welt zum Klingen bringen.

Täglich die Kraft des Lebens entdecken, das gibt Hoffnung

Das motiviert mich: Was ich sehe und was ich erlebe, ist ein Gleichnis für die Wirklichkeit dahinter. In welchem Kinderlachen begegnet mir Gott bereits am Morgen? Der Sonnenschein erinnert mich an die wärmende Liebe Gottes, die uns täglich begleitet. Und beim Blick auf die ersten Schneeglöckchen in unserem Garten entdecke ich die Kraft des Lebens, die mir Hoffnung auf die Zukunft macht.

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