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Die Himmelstür öffnet sich
Bild: pixabay

Die Himmelstür öffnet sich

Marcus Vogler
Ein Beitrag von Marcus Vogler, Leitender katholischer Pfarrer der Pfarrei St. Bonifatius Amöneburger Land
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Neulich stand ich vor einer verschlossenen Tür. Dummerweise hatte ich den passenden Schlüssel nicht dabei und kam nicht rein. Dumm gelaufen. Versperrte Türen ohne den entsprechenden Schlüssel sind nun mal nicht ohne Gewalt zu öffnen.

Im Leben begegne ich auch hin und wieder verschlossenen Türen. Ich meine Situationen, in denen mir der Zugang zu etwas Wichtigem verschlossen ist. Ich denke an einen Berufswunsch, den ich in mir trage. Aber keine meiner Bewerbungen hat Erfolg. Oder da ist ein Mensch, der mir nahesteht. Er verschließt mir die Tür seines Herzens und ich finde einfach keinen Zugang mehr zu ihm. Ich denke, diese Aufzählung kann beliebig weitergeführt werden. Immer wieder erlebe ich als Mensch, dass mir Türen und Möglichkeiten nicht offenstehen und ich nicht für alles den passenden Schlüssel habe.

In der Bibel steht eine Geschichte von der verschlossenen Tür ganz am Anfang. Es ist die Geschichte von der Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies. Gott hatte als Lebensraum für den Menschen eigentlich das Paradies vorgesehen. Ein Ort, an dem Menschen und Tiere friedlich zusammenlebten, ohne Streit, ohne Leiden und Krankheit und ohne den Tod. Es kam anders. Adam und Eva mussten den Garten Eden verlassen, weil sie sich nicht an die Spielregeln Gottes gehalten haben. Seitdem bewachen die Cherubim den Weg zum Paradies, damit die beiden nicht an die Früchte des Baumes des Lebens gelangen können. Cherubim sind himmlische Wesen: Engel. Für Adam und Eva bleibt der Weg zum Paradies, das heißt die Tür zum himmlischen Garten bewacht und verschlossen. Sie haben können nicht mehr hinein.

Diese Geschichte erklärt, warum die Welt, in der wir leben, nicht so vollkommen erscheint, wie Gott sie geschaffen hat. Warum es Böses, Leid, Krankheit und Tod gibt.

Die Erzählung von Adam und Eva und dem Paradies steht ganz am Anfang der Bibel und sie beschreibt die Sehnsucht des Menschen, dass sich die Tür zum Paradies eines Tages wieder öffnen wird. Seit Adam und Eva suchen Menschen einen Zugang zum Himmelreich, zu der Welt Gottes, in der es himmlisch ist und es kein Leid, keine Krankheit und keinen Tod mehr gibt.

Es gibt Hoffnung: Denn die Himmelspforte öffnet sich an Weihnachten.

Der Glaube lässt uns in wenigen Wochen einen kleinen Blick durch die Himmelstür werfen, durch das nicht mehr ganz versperrte Tor zum Paradies. Eines der schönsten Weihnachtslieder, die viele Christen bald wieder singen, beschreibt das mit folgenden Worten: "Heut schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis – der Cherub steht nicht mehr dafür. Gott sei Lob Ehr und Preis."

Weihnachten wird für mich damit zu einem Hoffnungsfest: Die Himmelstür steht weit offen, weil Gott sich in diese Welt hineinschenkt, um den Menschen den Weg zum Paradies, zur heilen Welt zu bereiten. Und das nicht irgendwann, sondern bereits hier und heute!

Also: Türen des Herzens weit auf! Gott will es so! Das sagt mir der Advent, der mich auf die Ankunft Gottes in dieser Welt vorbereiten möchte!

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