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Coco hat Angst
Bild: Steve Buissininne/Pixabay

Coco hat Angst

Maike Westhelle
Ein Beitrag von Maike Westhelle, Evangelische Pfarrerin, Studienleiterin, Hofgeismar
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Wenn Coco spielt, verzaubert sie die Menschen. Die Klänge können besänftigen oder eine ganz melancholische Stimmung herbeizaubern. Manchmal klingt ihr Orgelspiel so fröhlich, dass man ganz beschwingt aus dem Gottesdienst geht.

Alle, die Coco kennen, sind begeistert von ihrer Musik. Coco ist ein Mittelpunkt der Gemeinde. Aber sie macht leider auch andere Erfahrungen.

Wenn Coco durch die Straßen geht, dann sagt sie sich selbst Sätze vor. „Ich habe Ihnen nichts getan. Bitte lassen Sie mich in Ruhe!“
„Ich bin eine kleine Frau. Sie machen mir Angst. Ich rufe die Polizei!“

Sie wiederholt diese Sätze stumm, um für den Notfall gerüstet zu sein. Coco ist in Korea geboren. Obwohl sie schon sehr lange in Deutschland lebt, wird sie als Ausländerin wahrgenommen. Seit der Corona-Krise halten sie viele für eine Chinesin und zischen sie auf der Straße an: „Geh weg. Steck uns nicht an!“

Aber auch ohne Corona erlebt sie Rassismus. An der Supermarktkasse hält die Kassiererin Waren zurück, bis sie bezahlt hat. Im Bus wechseln Leute den Platz, wenn sie sich daneben setzt. Und nie unterstützt sie jemand von den anderen weißen Menschen.

Rassismus ist Sünde. Oft sogar eine tödliche Sünde – denn viele Menschen werden verletzt oder sterben aufgrund von Rassismus. Gott hat aber alle gleich wunderbar geschaffen. Und in der Bibel stehen viele Erzählungen darüber, wie man Fremde gut behandelt. Nirgendwo ist zu lesen, dass weiße Menschen irgendwie besonders sind. Kein Wunder. Wenn Jesus und seine Freundinnen und Freunde heute hier wären, hätten sie wohl auch solche Notfall-Sätze im Kopf. Denn sie würden ungefähr so aussehen, wie die Menschen, die aus Syrien flüchten. 

Wenn Coco träumt, dann stellt sie sich eine Welt vor, in der Hautfarbe und Herkunft egal sind. So wie in den Momenten im Gottesdienst. Wenn sich alle von der Musik verzaubern lassen, völlig egal, wer neben ihnen sitzt oder wie die Organistin aussieht.

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