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Bewahrung der Schöpfung
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Bewahrung der Schöpfung

Ute Zöllner
Ein Beitrag von Ute Zöllner, Evangelische Pfarrerin i.R., Pastoralpsychologin, Kassel
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Lisa und Anna sind dicke Freundinnen. Vor drei Jahren sind sie zum Studium nach Kassel gekommen und verbringen viel Zeit miteinander. Beide leben in verschiedenen Wohngemeinschaften. Jeden Samstag haben sie ihr „Klöntreffen“. Dann gehen sie ins Café und sprechen über Gott und die Welt.

Anna wartet schon, als Lisa ankommt. Sie legt Jacke und Schal über den Stuhl und stellt ihre Handtasche auf den Tisch.
„Schau mal, die Tasche, die habe ich gestern geschenkt bekommen. Ist die nicht super? Meine Nachbarin zieht ins Betreute Wohnen. Sie muss sich von vielen Dingen trennen. Gestern kam sie vorbei und hat mir die Tasche geschenkt – als Dankeschön. Ich habe ihr manchmal aus der Stadt ein paar Sachen mitgebracht.“

Anna blickt auf die Tasche und verzieht die Mundwinkel. „Das ist ja eine Krokotasche“, sagt sie, fast empört. „Eine Krokodilledertasche – weißt du, dass dafür ein Tier geschlachtet wurde? Ein Tier, das vermutlich unter Artenschutz stand? Und damit willst du durch die Stadt laufen? Krokotaschen sind aus der Zeit gefallen. Die kannst du vergessen.“

Betreten schaut Lisa ihre Freundin an. Schließlich hat sie sich auch schon ihre Gedanken über das Geschenk gemacht. „Das ist es ja“, wendet sie ein.“ Die Tasche ist schon alt. Sie hat mindestens vierzig Jahre auf dem Buckel. Außerdem erinnert sie mich an meine nette Nachbarin. Ich mag die Tasche. Sie ist so toll verarbeitet, schau mal, richtig wertvoll.“

Anna lässt diese Gründe nicht gelten. „Ich verstehe dich nicht“, meint sie. „Sonst willst du doch auch immer die Schöpfung bewahren. Wie streng du mit deinen Mitbewohnern bist, wenn die den Müll nicht richtig trennen. Und hast du mir nicht von dem Laden vorgeschwärmt, der die Sachen unverpackt verkauft? Zwischen den beiden Freundinnen geht es hin und her.

Schließlich wird es Lisa zu bunt. Sie meint: „Und was ist mit deinem Rucksack aus Kunststoff? Wenn der kaputt ist, wandert er in die Mülltonne und wird vielleicht verbrannt. Auch nicht gut für das Klima.“

Die beiden Frauen schauen sich an. Sie spüren, dass der Streit sie nicht weiterbringt. Anna lenkt ein. „Stimmt, eigentlich wollen wir beide etwas Gutes. Du und ich, wir möchten die Schöpfung bewahren, um das Klima zu schützen. Ganz schön schwierig, wie ich gerade feststelle. Da gibt es unterschiedliche Vorstellungen und Wege.

„Wir sind aber nicht so weit auseinander,“ meint nun auch Lisa. Wir beide wollen unseren Teil dazu beitragen, die wunderbare Erde zu bewahren. Denn wir beide haben die Erde nicht gemacht. Das meint „Schöpfung“. Die Erde verdanken wir Gott. Wir können nur mithelfen, sie zu bewahren.

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