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Unnütze Zeit?
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Unnütze Zeit?

Ein Beitrag von Dr. Frank Meessen

Beim Gang durch unsere Fußgängerzone in Heppenheim habe ich kürzlich diesen Satzfetzen aufgeschnappt: „…das war eine total unnütze Zeit …“. Ich habe mich natürlich sofort gefragt, was die Person wohl damit gemeint hat. Und dann habe ich mich das selber gefragt: was ist denn für mich eine „unnütze Zeit“? Es hat was mit Warten zu tun, mit einem unfreiwilligen Wartenmüssen. Wie an der Kasse im Supermarkt, oder was viel schlimmer ist, im Stau auf der Autobahn. Denn anders als im Supermarkt ist der Stau auf der Autobahn im Prinzip eine Art Betriebsunfall. Und auch ganz übel ist es, wenn der PC, dieser schnelle Helfer, für jeden Schritt jetzt endlos lange braucht. Es sind die Errungenschaften des modernen Lebens, die uns zu immer mehr Geschwindigkeit erzogen haben. Zeit zu gewinnen, so scheint es, ist der Inbegriff des Fortschritts schlechthin. Und geht es im Auto oder am PC plötzlich langsamer, dann meldet sich eine innere Stimme in mir: Was verplemperst du hier deine Zeit? Das ist wirklich „unnütze Zeit“.

Aber vielleicht müsste ich mir auch diese Frage stellen: wer sagt eigentlich, dass es im Leben nicht auch „unnütze Zeit“ geben darf? So wie es daneben die gefüllte, die dichte Zeit gibt. „Unnütze Zeit“ wäre dann kein Betriebsunfall mehr, sondern eine Art Ent-schleunigung bei aller Be-schleunigung. Unnütze Zeit als Widerstand gegen „Effizienzsteigerung“ und „Optimierung“ in allen Lebensbereichen. Ich müsste sie mir dann eigentlich nur gestatten.

Aber das ist leicht gesagt. Denn ich sehe, ich komme aus meiner Haut auch nicht so einfach raus. Ich weiß den Fortschritt nämlich durchaus zu schätzen: dass ich z.B. für eine Banküberweisung nicht mehr mit einem Formular an den Bankschalter muss, sondern mit ein paar Klicks das von Zuhause erledigen kann. Das ist ein echter Zeitgewinn. Nur seltsam ist, dass ich von diesem Zeitgewinn nichts merke. Aber dann kommt mir eine Idee: Ich könnte die Zeit nutzen, um gemütlich zur Bank zu gehen.

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