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Du bist schön - 7 Wochen ohne Runtermachen

Du bist schön - 7 Wochen ohne Runtermachen

Charlotte von Winterfeld
Ein Beitrag von Charlotte von Winterfeld, Evangelische Pfarrerin, Frankfurt

Ein Portraitfoto von sich selbst machen lassen: Manche mögen das, manche nicht. Wie sehe ich aus, erkenn‘ ich mich wieder? In einer Jugendgruppe haben wir das mal mit einer professionellen jungen Fotografin gemacht. Sie hat den Jugendlichen Tipps gegeben und die Fotos hinterher mit uns digital bearbeitet: Die Pickel wurden wegretuschiert, Pausbacken oder Doppelkinn entfernt, schiefe Schneidezähne gerade gerückt, und zum Spaß haben wir sogar die Schokoladenhälfte des Gesichts auf die andere Seite gespiegelt. Zuerst haben alle gestaunt und gerufen: „ Klasse. Die Fotos stellen wir im Internet ein, auf unseren Lieblingswebseiten.“

Sich selbst schön zu finden, so, wie man ist, das ist manchmal ziemlich schwer, gerade in Zeiten, wo jede Körperzone optimiert wird und in den Medien nur perfekte Körper dargestellt werden.

Heute startet die Fastenaktion der Evangelischen Kirche von Aschermittwoch bis Ostern. Jedes Jahr machen mehrere Millionen Menschen mit. Das Motto dieses Jahr heißt: „Du bist schön – 7 Wochen ohne Runtermachen“: Schönheit entdecken jenseits der Norm, jenseits der gängigen Maßstäbe, gerade da, wo sich jemand nicht in Schale wirft und herausputzt.

Ich finde, das ist ein Thema, das sich lohnt. Wie oft werfe ich einen kritischen Blick in den Spiegel und auf meine Problemzonen! Und auch auf meine Mitmenschen wende ich diesen kritischen Blick natürlich an: „Die ist ganz schön füllig geworden.“ „Der könnte mal etwas an seinen gelben Zähnen machen lassen.“

Mit den Fotos aus der Jugendgruppe ist es ganz anders weitergegangen, als die Jugendlichen erst gedacht hatten. Als wir nämlich die bearbeiteten Bilder und die normalen Bilder nebeneinander gelegt haben, fiel uns auf: Die veränderten Bilder wirkten viel zu glatt und nichtssagend. Vielleicht macht ja gerade der krumme Zahn oder der etwas schiefe Mund das aus, was ich bin, meinen Reiz und meinen Charme. Die meisten Jugendlichen haben gesagt: „Nee, also die normalen Bilder sind uns doch lieber. So sind wir, ohne Retuschierungen!“ Und ich war irgendwie stolz. Die hatten begriffen, dass sie einzigartig sind und auf ihre Weise wunderbar.

Die Bibel geht davon aus, dass alle Menschen die Schönheit und Herrlichkeit Gottes widerspiegeln und in sich tragen. Da heißt es: „Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, zum Bild Gottes schuf er Mann und Frau. Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte. Und siehe, es war sehr gut.“

Den Blick Gottes übernehmen auf mich selbst und auf andere – ein guter Vorsatz für die 7 Wochen vor Ostern und überhaupt. Ich bin umgeben von Ebenbildern Gottes, und ich bin selbst eins. Deshalb möchte ich den Menschen an meiner Seite aus vollem Herzen sagen: „ Du bist schön!“ Ohne Einschränkungen, ohne Wenn und Aber. Und meinem Spiegelbild natürlich auch.

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