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Rosenmontag
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Rosenmontag

Charlotte von Winterfeld
Ein Beitrag von Charlotte von Winterfeld, Evangelische Pfarrerin, Frankfurt

Heute ist Rosenmontag. Rosenmontag? Der Name macht mich neugierig. Und ich hab nachgeforscht, warum er eigentlich Rosenmontag heißt.

Wahrscheinlich geht Rosenmontag auf den „Rosensonntag“ zurück. Am Rosensonntag wurde im Mittelalter eine Goldene Rose vom Papst geweiht. Sie wurde als Auszeichnung für jemanden überreicht, der sich besonders um die Kirche verdient gemacht hatte. Am Tag nach dem “Rosensonntag” tagte früher in Köln das Festkomitee. Schon damals, um am Montag vor Aschermittwoch den Maskenumzug zu veranstalten. Wahrscheinlich hat sich der Name vom Sonntag auf den Montag ausgedehnt, zum Rosensonntag kam der Rosenmontag.

Heute am Rosenmontag ist der Tag der großen Umzüge mit den Motivwagen. Da steckt viel Phantasie, Ironie und freche Kritik dahinter. Ich erinnere mich noch an letztes Jahr: US-Präsident Barack Obama und die Überwachungs-Affäre. Auf dem Riesenmobiltelefon von Angela Merkel stand: \"Es hätt die Angie nie gedacht, dass Obama so was macht\". Und: Bischof Tebartz-van Elst saß in seiner prunkvollen Wanne und badete in Goldtalern. Die Prunkwagen zum Rosenmontag ziehen Politik und Kirche durch den Kakao.

Und dieses Jahr? Die islamistischen Terroranschläge in Paris werden irgendwie Thema sein, so war es geplant. In Köln wurde auf Facebook über das Motiv auf einem Islam-Karikaturen-Wagen abgestimmt. Der Präsident des Kölner Festkomitees sagte: „Meinungsfreiheit ist für den Kölner Karneval so wichtig wie die Luft zum Atmen“. Die Veranstalter haben den Wagen dann doch rausgenommen, nicht weil sie keine religiösen Gefühle verletzen wollten, sondern aus Sorge um das Wohl der Bevölkerung.

In Düsseldorf dagegen geht man schon länger einen anderen Weg. Dort will man auf alle Karikaturen zum Islam verzichten. Der Pressesprecher dort sagt: „Wir stellen unsere Themen in bissiger, aber nicht ehrverletzender Weise dar“. Es würden keine Konfessionen und Religionen abgebildet. Es soll ein Volksfest für alle Religionsgruppen sein.

Was ist wohl der richtige Weg? Kein Blatt vor den Mund nehmen? Oder Rücksicht nehmen, wenn es die Gefühle anderer verletzt?

„Es ist alles erlaubt, aber nicht alles dient dem Guten!“ sagt Paulus. Der Apostel, der Menschen unterschiedlichster Kulturen das Christentum nahe gebracht hat. Damit meint er: Für Gott sind viele traditionelle Regeln und Vorschriften nicht entscheidend. Es gibt da eine große Freiheit, wie das Leben gestaltet wird. Aber: Für manche Menschen sind bestimmte Formen von Moral und äußeren Regeln sehr wichtig. Sie sind schneller als andere verletzt. Deshalb mahnt Paulus dazu, die Gefühle anderer ernst zu nehmen und zu achten.

Gerade an diesem Rosenmontag denke ich: Zur Freiheit gehört Verantwortung und Mitgefühl. Daher würde ich dieses Jahr eine Goldene Rose an alle verleihen, die auf Provokationen beim Karneval verzichten, die andere tief verletzen.

Und das tue ich hiermit. Obwohl ich weder katholisch noch Päpstin bin.

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