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Vor Gott mit leeren Händen
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Vor Gott mit leeren Händen

Irmela Büttner
Ein Beitrag von Irmela Büttner, Evangelische Pfarrerin, Offenbach-Bieber
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Oft höre ich in der Arbeitswelt diesen Satz: Bloß keine Schwäche zeigen, immer kompetent sein, nie zugeben, dass ich etwas nicht kann. Klar, wenn ich nichts vorweisen kann, stehe ich vor Kollegen mit leeren Händen da und gelte als Verlierer.

Mit leeren Händen vor Gott zu stehen, das ist gut

Ich glaube hingegen: Mit leeren Händen stehe ich nicht vor meinen Kollegen, mit leeren Händen stehe ich vor einer anderen Instanz. Vor Gott. Und das ist nicht schlecht, sondern gut.

Ich denke an einen Satz, den ein Pfarrerkollege von mir einmal gesagt hat und der zunächst sehr widersprüchlich klingt: Nie sind wir vollkommener, als wenn wir vor Gott mit leeren Händen dastehen.

Vollkommenheit und Leere - passt das zusammen?

Vollkommenheit und Leere, das passt auf den ersten Blick nicht zusammen. Aber ich mag diesen Satz, denn ich glaube er hat eine ganz besondere Wahrheit. Oft denke ich, es hängt alles an mir, wie erfolgreich ich bin, was ich kann, was ich leiste. Aber ich weiß, ich kann mich entlasten. Denn nicht ich selbst kann mich vollkommen machen, sondern nur Gott. Letztlich empfange ich mein Leben von ihm.

Nie sind wir vollkommener, als wenn wir vor Gott mit leeren Händen dastehen.

Eigene Erfolge sollte man nicht nur sich alleine zuschreiben

Das zu wissen, hilft mir auch in meiner Beziehung zu anderen Menschen, im Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Wie oft tendiere ich dazu, meine eigenen Erfolge einzig und allein meinen vermeintlich besonderen Fähigkeiten zuzuschreiben, zu denken: Meine privilegierte Stellung, die Tatsache dass es mir gut, ja besser geht als vielen Anderen – das wäre alles einzig und allein mein eigener Verdienst.

Eigene Stärken einbringen können, ist ein Geschenk

Natürlich darf und soll ich meine Stärken einbringen, kompetent sein, etwas erreichen. Wenn ich es tue, macht es mich jedoch nicht besser als andere, es ist vielmehr ein Geschenk und das ist ein schönes Gefühl.

Nie sind wir vollkommener, als wenn wir vor Gott mit leeren Händen dastehen.

Es gibt eine innere Haltung: Sie führt dazu, dass ich mich reich und beschenkt fühle, und dazu tut es gut, meine Hände immer wieder zu leeren, damit Gott sie füllen kann.

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