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Von Schuhen und Gott
Bild: Kathrin Wittich-Jung/Privat

Von Schuhen und Gott

Kathrin Wittich-Jung
Ein Beitrag von Kathrin Wittich-Jung, Evangelische Pfarrerin, Studienleiterin, Hofgeismar
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Auf der Hallig Hooge gibt es ein besonderes Kunstwerk: Vor einer Galerie stapeln sich über 350 Schuhe. Einzelne Schuhe. Keine Paare.

Diese Schuhe wurden am Spülsaum der Hallig gefunden. Strandgut eben.

Werner Boyens sammelt einzelne Schuhe

"Ich war am Deich unterwegs und da lag ein Schuh. Den habe ich eingesammelt", sagt Werner Boyens, "und am nächsten Tag war da wieder einer." Er hat sie alle eingesammelt und vor seiner Galerie in Regale gestellt. Und da stapeln sie sich: Stilettos mit hohen Absätzen, Arbeiterschuhe, Badeschlappen, Turnschuhe und Sandalen.

Eigentlich gehören diese Schuhe in den Müll

Eigentlich hätten sie im Müll landen können, denn die Schuhe sind schmutzig und zum Teil auch kaputt. Eigentlich wertlos und unscheinbar. Aber irgendwie hat Werner Boyens in den Schuhen doch etwas Schönes entdeckt – trotz Schmutz und Löchern. Und so ist aus ihnen etwas Neues, Schönes geworden. Ein Kunstwerk.

So wie Werner Boyens mit den Schuhen umgeht, so stelle ich mir Gott vor

So wie Werner Boyens mit den Schuhen umgeht, so stelle ich mir Gott vor: Der sammelt auch all das Kleine und Unscheinbare in meinem Leben. Das Schmutzige und das, was kaputt ist. Weil er darin etwas Größeres und Vollkommeneres sieht, als ich. Gott ist jemand, der auch das Kleine sieht und wertschätzt. Das schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth: "Was der Welt schwach erscheint, das hat Gott ausgewählt." (1. Korinther 1, 27) Nicht nur das Tolle und Schöne, das ich geschafft oder mir erarbeitet habe, sieht er. Gott legt ganz andere Maßstäbe an als bei uns Menschen üblich.

Es tut gut, dass auch das Unscheinbare gesehen wird

Und ich spüre: Irgendwie tut es auch gut, dass das Unscheinbare gesehen wird. Es befreit mich immer nur nach dem Besten zu streben. Ich kann es auch mal gut sein lassen und ich muss nicht immer alles strahlend perfekt haben. Ich reiche aus, so, wie ich bin. Mit all dem, was ich geschafft habe und was nicht gelungen oder kaputt ist. Gott sieht mein Herz an und weiß, wie ich gemeint bin.

Auch Unscheinbares kann zu etwas Schönem werden

Es ist wie mit dem Schuh-Kunstwerk: Auch etwas, das kaputt ist und unscheinbar, ist wertvoll und kann zu etwas Schönem werden.

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