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Suche Frieden und jage ihm nach!

Suche Frieden und jage ihm nach!

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen
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Suche Frieden und jage ihm nach!

„Suche Frieden und jage ihm nach!“ – Das klingt für meine Ohren erstmal widersprüchlich: „Frieden“ – da denke ich an Ruhe, an eine friedliche Szene an Entspannung. „Nachjagen“ klingt für mich nach Stress und Hektik, nach Anstrengung. Das passt ja dann erstmal nicht so wirklich zusammen. Der Satz stammt aus der Bibel – und ist für 2019 die Jahreslosung in der evangelischen Kirche, „Suche Frieden und jage ihm nach!“

Aber beim zweiten Hinhören finde ich es doch ganz passend: Den Frieden zu suchen: Das ist aus meiner Erfahrung eigentlich selten entspannt. Es beginnt ja schon damit, dass ich selbst unruhig bin: Ich leide darunter, dass es unfriedlich zugeht, und ich will das beenden. Ich überlege mir: Was kann ich tun. Ich muss die Komfortzone meiner Behaglichkeit verlassen, wenn ich mich für den Frieden einsetzen will.
Das geht mir immer so, wenn ich mich Frieden sorge: Den Streit unter den Kollegen zu beenden, ist mit Arbeit und Unruhe verbunden. Und wenn ich mich gegen die Kriege auf dieser Welt engagiere, kostet das auch Mühe.

„Suche Frieden und jage ihm nach!“ Ich finde, das ist trotzdem oder gerade deswegen ein gutes Motto, eine gute Losung, für das neue Jahr.
Die Jahreslosungen gibt es seit 1934. Initiator war der evangelische Pfarrer und Liederdichter Otto Riethmüller. Er gehörte zur so genannten „ Bekennenden Kirche“ und wollte den Parolen des Nationalsozialismus einen Bibelvers entgegenstellen  - deswegen hat er die Tradition der Jahreslosungen erfunden. Heute werden sie von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB) ausgewählt.

„Suche Frieden und jage ihm nach!“ Die Aufforderung ist aktuell, auch wenn sie aus dem Buch der Psalmen in der Bibel stammt und somit fast 3000 Jahre alt ist. Schon im vergangenen Jahr war genau dieser Vers Motto des Katholikentags in Münster und der Internationalen Ministrantenwallfahrt nach Rom. Die Sehnsucht nach Frieden beschäftigt viele Menschen in dieser Zeit. Viele nehmen wahr, wie zerbrechlich Frieden ist.

Ich muss bei dem Psalmvers auch an ein Lied mit genau diesem Text denken: Suche Frieden und jage ihm nach! Jugendliche aus meiner Gemeinde haben es von der Ministrantenwallfahrt mitgebracht. Es hat eine lebhafte, fröhliche Melodie. Sie klingt hüpfend, fast leichtfüßig. Ich finde, sie nimmt der Aufforderung die Anspannung und die Anstrengung. „Jage ihm nach“ klingt da nach einem eiligen und atemlosen, aber auch fröhlichen Lauf, der auch Spaß macht. Eher wie eine Schatzsuche, bei der mich die Vorfreude auf den Schatz antreibt.

So wünsche ich mir die Suche nach Frieden: Fröhlich und leichtfüßig. Das klappt nicht immer, das ist mir auch klar. Besonders da, wo schwerwiegende Konflikte zugrunde liegen oder alte Feindschaften bestehen, ist es nicht so leicht. Aber ich wünsche mir, dass viele Menschen die Jahreslosung als Richtschnur für das neue Jahr nehmen und sich auf die Suche nach Frieden machen.

Vom Frieden haben wir nämlich alle was! So wie der Refrain in dem Lied der Ministranten weitergeht: „Gott zur Ehre, dir zum Segen!“. Denn Frieden, wenn ich ihn erjagt und erreicht habe: Der tut einfach gut. Es tut gut, wenn meine Kollegen sich wieder vertragen. Und es tut gut, wenn in den Nachrichten mal nicht vom Krieg, sondern auch von einem Friedensschluss die Rede ist. Friedensarbeit macht zwar manchmal atemlos, aber am Ende steht die Zu-Frieden-heit, davon bin ich überzeugt!

Frieden bedeutet Sehnsucht und Anstrengung. Die Jahreslosung stellt den Frieden in den Mittelpunkt.

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