Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Neues wagen mit Altem im Rücken
Bild: Beate Hirt

Neues wagen mit Altem im Rücken

Beate Hirt
Ein Beitrag von Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt
Beitrag anhören:

Jetzt hat es begonnen, das neue Jahr – und es macht mir auch Lust auf Neues!

Neue Vorsätze, neue Projekte, neue Träume. Die weißen Kalenderblätter laden mich dazu ein. Es soll ja nicht alles beim Alten bleiben. Und trotzdem: Gerade am Jahresanfang spür ich auch besonders: Völlig losgelöst vom Alten ist das Neue auch nicht möglich. Ich bin ja auch als Mensch kein unbeschriebenes Blatt. Und das ist gut so. Ich habe schon einen großen Stapel vollgeschriebener Kalender zuhause liegen, mit Begegnungen und Terminen aus so vielen Jahren, mit guten und schlechten Erfahrungen. Auf vieles davon kann ich zurückgreifen, wenn ich wieder neu starten will. Ich brauche Altes, Vertrautes, Verlässliches hinter mir und neben mir, um wirklich Neues zu wagen.

Namen von Menschen sind das vor allem. Vertraute und verlässliche Menschen. Die brauche ich besonders. Je älter ich werde, desto bewusster ist mir das und desto dankbarer bin ich für sie. Ich brauche gute Kollegen, um ein neues Projekt im Beruf anzugehen. Und ich verlasse mich auf meine Familie, auf Freundinnen und Freunde, wenn ich privat etwas neu beginne. Und dann ist da auch noch mein Gott, auf den ich setze, der dabei bleibt, wie schon immer und auch auf neuen Wegen. Ohne all dieses Alt-Vertraute ist für mich Neues nicht möglich. Das hat für mich auch was mit Selbsterkenntnis und Demut zu tun: Ich bin nicht so perfekt, dass ich etwas Neues völlig aus mir allein heraus und ohne irgendwelche Unterstützung stemmen kann. Nur Gott hat Neues aus dem Nichts erschaffen. Ich kann Neues nur schaffen, wenn ich auf das aufbaue, was ich schon habe. Ich will und kann mich auf andere verlassen.

Die Bibel ist voll von mutigen Neuanfängen. Die Weihnachtsgeschichte zum Beispiel hatte von Maria erzählt, als Unverheiratete wird sie schwanger. Aber auch sie geht ihren Weg nicht allein. Sie verlässt sich auf Elisabeth, ihre Verwandte, die sie erst einmal besucht, und natürlich auf Josef, den Verlobten, der bei ihr bleibt. Und sie verlässt sich auf Gott. Auch für Maria gilt: Nichts bleibt beim Alten. Aber all das Neue lässt sich wagen mit den Vertrauten im Rücken. So ähnlich ging es vor ihr auch schon dem Abraham aus der Bibel. Er ist übrigens bei seinem Neuaufbruch schon ein Mann in ziemlich gesetztem Alter. Aber auch er lässt sich auf das Neue ein und bricht auf in ein neues Land. Weil Gott ihm sagt: Ich werde mit dir auf dem Weg sein.

Neue Projekte, neue Wege im Jahr 2020: Auch ich kann die nur deswegen angehen, weil ich Altvertrautes hinter mir spüre. Weil ich weiß: Es gibt Menschen, auf die ich mich verlassen kann und die mit mir gehen. Und es gibt einen Gott, der mir sagt: Auch in diesem Jahr bin bei dir. Los gehts!

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren