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Gedanken zum Aufbruch in das neue Jahr?
Bild: pixabay

Gedanken zum Aufbruch in das neue Jahr?

Michael Friedrich
Ein Beitrag von Michael Friedrich, Katholischer Diakon in der Pfarrei St. Peter und Paul, Hosenfeld

Mit welchen Neujahrswünschen sind Sie gestern in das neue Jahr gestartet? Bei mir persönlich steht in 2021 eine elementare Veränderung an. Nach 45 Jahren Arbeitstätigkeit beginnt im März meine Rentenzeit. Ich freue mich auf diesen neuen Lebensabschnitt, gewährt er mir doch mehr Zeitautonomie. Aber natürlich gibt es auch eine Reihe von Vorhaben und Vorsätzen: Unternehmungen mit meiner Frau und meiner Tochter, jeden Tag eine Stunde für die Gesundheit. Meine Aktivitäten als Diakon ausweiten und alles viel langsamer und gemütlicher angehen. All das habe ich mir vorgenommen.

Da fällt mir das letzte Blatt meines Adventskalenders in die Hand. Es ist das Zitat vom Neujahrstag von Schriftsteller Ödön von Horváth: "Ich hab Gott gefragt, was er mit mir vorhat. Er hat es mir aber nicht gesagt, sonst wär ich nämlich nicht mehr da. Er hat mir überhaupt nichts gesagt. Er hat mich überraschen wollen." Ein guter Hinweis nicht nur für meine Rentenzeit, sondern für das ganze Jahr 2021. Offen zu bleiben für Überraschungen, für Unerwartetes und auf Gott zu vertrauen.

In der Bibel gibt es viele Geschichten, in denen Menschen aufbrechen in eine neue Zeit. Von Abraham, er ist 75 Jahre alt, wird ein unglaublicher Aufbruch erwartet. Er soll sein Volk in ein Land führen, das Gott ihm zeigen wird. Ein Aufbruch ins Ungewisse. Aus Erfahrung weiß ich: In meinem Leben gab und gibt es immer wieder Aufbrüche, die mich forderten (bzw. fordern). Eine Erfahrung, die viele Menschen teilen. Ich denke an eine Krankheit, die von heute auf morgen mein Leben auf den Kopf stellt. Eine Trennung, die ich so nicht erwartet habe. Ein Umzug in eine andere Region. Aber auch an freudige Ereignisse wie die Geburt eines Kindes, der Einzug in das eigene Haus oder ein traumhafter, die Sinne verwöhnender Urlaub. Leben und Aufbruch, das gehört zusammen. Die großen Aufbrüche und die kleinen alltäglichen Aufbrüche. Im Leben geht es immer wieder um Aufbruch und Ankommen, um Vertrauen und Zweifel, um Hoffnung und Resignation. Auch in dem jetzt beginnenden Jahr wird es so sein.

Abraham hat nicht mit Gott verhandelt, frei nach dem Motto: Muss das sein? Hast du nicht Jüngere für diese Aufgabe? Ist das nicht viel zu schwer für mich? Mich beeindruckt sein tiefes Vertrauen. Aber Abraham nimmt eine Verheißung mit auf den Weg, so berichtet es die Bibel: "Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein. Ich will segnen, die dich segnen. Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen." Im Segen erfahren wir Gottes liebende Zuwendung. Vielen Menschen ist es wichtig, gesegnet in einen neuen Lebensabschnitt zu gehen. Gesegnet hat sich auch Abraham zuversichtlich auf den Weg gemacht. In der Redewendung "dieser Mensch ist ein wahrer Segen" wird deutlich, dass wir durch den empfangenen Segen auch zum Segen für andere werden. Abraham ist ein Vorbild, sich von vertrauter Gewohnheit nicht gefangen nehmen zu lassen. Mit Abraham bin auch ich, sind auch wir gesegnet. So gesegnet erwarte ich gelassen und zuversichtlich die Überraschungen, die das neue Jahr für mich bereithält.

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