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Freunde und Bekannte
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Freunde und Bekannte

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Ein kluger Satz eines Siebtklässlers begleitet mich seit einer Weile durch die Corona-Zeit. Der Junge hat in einem Aufsatz seine Sorgen rund um Homeschooling und soziale Einschränkungen so auf den Punkt gebracht: „Aus Freunden werden Bekannte“. Mir geht die griffige Formulierung nicht mehr aus dem Kopf. Und mich beeindruckt, wie sensibel der Junge eine schleichende, gefährliche Entwicklung wahrnimmt. Denn nach über einem Jahr Pandemie hab ich auch oft schon gemerkt: Es ist nicht leicht, Freundschaften so lebendig zu halten, dass sie sich von bloßen Bekanntschaften unterscheiden.

Die Idee des handschriftlichen Kettenbriefs

Aber ich hab mir auch vorgenommen: Ich möchte Schülern wie dem Siebtklässler, aber auch mir selbst, immer wieder Mut machen. Denn ich glaub: Trotz aller Einschränkungen können Freundschaften auch Freundschaften bleiben. Dafür hab ich immer wieder schöne Beispiele erlebt: Da verplaudere ich mich zum Beispiel mit einem alten Freund so richtig genüsslich am Telefon wie früher als Teenager. Und im nachbarschaftlichen Freundeskreis stecken wir uns kleine Spontangeschenke in die Briefkästen. Besonders schön hab ich die Idee im Freundeskreis gefunden, mal einen handschriftlichen Kettenbrief  rundzuschicken, an dem jeder ein Stück weiterschreiben sollte: Dabei ist ein sehr persönliches und schönes Freundschaftszeugnis herausgekommen.

"Freunde sind etwas ganz besonderes"

Allerdings merk ich: Im Laufe der Corona-Zeit wird es schwieriger, neue Ideen zu entwickeln und vor allem „am Ball“ zu bleiben. Aber umgekehrt spür ich auch: In meinem Freundeskreis reagieren jetzt viele besonders dankbar und wertschätzend, wenn jemand mal wieder die Initiative übernimmt, die Freundschaft neu zu beleben. Ich hab etwa rund um Ostern eine ganz altmodische Aktion gestartet und selbst gestaltete Kärtchen verschickt. Und viele schöne Rückmeldungen bekommen. Das hat mir richtig gut getan. Weil ich gespürt hab: Diese Freunde sind längst noch nicht bloße Bekannte. Und ich hab mir fest vorgenommen: Ich möchte immer wieder so initiativ werden. Denn Bekannte sind zwar auch etwas Schönes. Aber Freunde einfach etwas ganz Besonders.

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