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Es liegt an Dir!

Es liegt an Dir!

Rolf Müller
Ein Beitrag von Rolf Müller, Pastoralreferent Pfarrei Mariä Himmelfahrt, Frankfurt
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Dreißig Jahre ist es jetzt her, seitdem der Eiserne Vorhang in Europa gefallen ist, ganz viel habe ich von den Feierlichkeiten dazu gesehen, gehört und gelesen. Aber was das genau heißt, habe ich vor acht Wochen bei uns in der Pfarrei selbst erlebt.  Über hundert junge Gäste aus acht osteuropäischen Ländern waren bei uns zu Gast. Fünf Tage lang haben wir miteinander geredet, gebetet und gefeiert. Es ist toll zu erleben, wie selbstverständlich das heute möglich ist! „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern!“, dieser Vers aus dem 18. Psalm war das Motto, das wir dieser Jugendbegegnung gegeben haben. Denn wir haben gemerkt: In Europa gibt es leider immer noch viele Mauern, die uns trennen: Die Mauern zwischen Arm und Reich, zwischen Alt und Jung, zwischen Stadt und Land, zwischen den verschiedenen politischen Ansichten. Wie wir diese neuen „eisernen Vorhänge“ überwinden können, darüber haben wir gemeinsam nachgedacht.

Besonders beeindruckt war ich von einem jungen Mann aus Tschechien, der am Ende einer Gesprächsrunde einfach aufgestanden ist und gesagt hat: „Going over walls means talking with each other – It’s on you to start this! – Über Mauern springen, das heißt doch miteinander zu reden – es liegt an dir, damit anzufangen!“

Dieser Satz hat mich bewegt. Ich habe mich gefragt: Rede ich wirklich mit den Menschen, die eine andere Meinung als ich haben? Ich ertappe mich eher dabei, dass ich genau diesen Leuten eher aus dem Weg gehe, wenn ich sie bei Gemeindeveranstaltungen oder auch nur auf einem Familienfest treffe. „Jetzt bloß keine unnützen Diskussionen, ist ja doch viel zu anstrengend“ denke ich mir dann. Aber eigentlich ist mir klar: Nur wenn ich ernsthaft mit den Menschen rede, mir ihre Ansichten anhöre und versuche zu verstehen, was sie zu sagen haben, klappt das mit dem Überwinden von Mauern.

Die Teilnehmer unseres Jugendtreffens haben mir gezeigt: Das funktioniert. Am Ende dieser Tage habe ich gespürt: Wir waren eine echte Gemeinschaft geworden, über alle Mauern hinweg. Das hat mir Hoffnung und Mut gemacht. Ich will wieder mehr mit Anderen reden. „Es liegt an mir“!

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