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Einen schönen Wochenanfang!
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Einen schönen Wochenanfang!

Dr. Ansgar Wucherpfennig
Ein Beitrag von Dr. Ansgar Wucherpfennig, Jesuitenpater, Professor für Neues Testament an der Hochschule Sankt Georgen, Frankfurt
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Neulich habe ich einem Kollegen am Montag einen guten Wochenanfang gewünscht. Er hat sich über meinen Wunsch gefreut, aber gleich dazu gesagt: „Du solltest es eigentlich besser wissen: Die Woche hat schon gestern begonnen!“ Da hat er natürlich recht: Für Christen ist eigentlich der Sonntag der erste Tag der Woche. Manchmal zeigt sich das sogar auf einem alten Geschirrtuch. Eine Freundin hat mir erzählt: Sie hat bei ihrer Großmutter ein solches Geschirrhandtuch gefunden. Auf dem war ein Jahres-Kalender abgedruckt, in dem die Wochen alle mit dem Sonntag begonnen haben.

Ausruhen am siebten Tag der Woche

Mein Kollege lehrt Neues Testament wie ich, deshalb hat er gemeint, ich müsste es eigentlich besser wissen. Die ersten Schülerinnen und Schüler Jesu waren Juden wie er selbst. Sie haben die Wochentage nach dem jüdischen Ruhetag gezählt: nach dem Schabbat. Der Schabbat entspricht unserem Samstag. Es ist der siebte Tag der Woche. Den ersten Tag nach dem Sabbat haben die jüdischen Jünger Jesu also nicht Sonntag genannt, sondern „den ersten Tag nach dem Sabbat“, auf Griechisch: tê mia tôn sabbatôn. Ich finde es einen guten Brauch, die Tage in der Woche zu zählen. Dann weiß ich, wie viele Tage es noch bis zum Ende der Arbeitswoche sind und die Zeit zum Ausruhen und Feiern wieder da ist. An diesem Tag hat nach der Bibel auch Gott von seiner Arbeit ausgeruht, am siebten Tag der Woche, noch nicht am ersten, dem Sonntag.

Er ist nicht tot, er lebt

Über den ersten Tag der Woche erzählt das älteste Evangelium nach Markus. An diesem Tag kamen nach der Sabbatruhe drei Frauen zum Grab Jesu. Es heißt da (Markus-Evangelium 16,2–4): „In aller Frühe am ersten Tag der Woche, als eben die Sonne aufging, gingen sie zum Grab. Da sagten sie zueinander: Wer wird uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen. Doch als sie hinschauten, sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war.“ Dann entdecken die Frauen: Das Grab Jesu ist leer, Gott hat ihn von den Toten auferweckt, er ist nicht tot, er lebt.

Der erste Tag der Woche ist dann schon bald zum christlichen Feiertag geworden, weil Christinnen und Christen an diesem Tag feierten: Der Gott des Lebens hat die Mächte der Finsternis und des Todes besiegt. Aus diesem Leben wollten sie neue Kraft schöpfen für ihre Arbeit in der Woche.

Ostererfahrung am Beginn jeder Woche erleben

Es gibt viele Wochen, auf die freue ich mich. Manchmal beginnt der Montag für mich aber auch so, dass die kommende Woche wie ein riesiger, dunkler Felsen vor mir steht, so wie der Stein, der den Frauen im Morgengrauen des ersten Tages den Weg versperrt hat. Aber als sie hingeschaut haben, war die Sonne aufgegangen und der Stein war weg. Es tröstet mich, dass diese Ostererfahrung am Beginn jeder Woche steht.

Die Freundin, die mir von dem alten Kalender-Geschirrtuch ihrer Großmutter erzählt hat, hat mir auch gezeigt, wie ich in meinem Handy den Kalender so umstellen kann, dass die Woche mit dem Sonntag beginnt. Das habe ich inzwischen getan. Und ich wünsche Ihnen heute an dem Tag nach dem Sonntag, mit dem die Woche gestern begonnen hat, dass Sie erfahren können: So manche Last wird leichter zu tragen im Licht von Gottes schöpferischer Lebenskraft.

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