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Schwäche mit Humor tragen - Altmaiers Stolperer
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Schwäche mit Humor tragen - Altmaiers Stolperer

Pia Baumann
Ein Beitrag von Pia Baumann, Evangelische Pfarrerin, Frankfurt
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Der Sturz der Woche. Wirtschaftsminister Peter Altmaier ist beim Digitalgipfel der Bundesregierung am Dienstag die Treppe runtergefallen. Nach seiner Eröffnungsrede verließ er die Bühne und hat dabei eine Treppenstufe übersehen. Der 61-Jährige war kurz bewusstlos und kam ins Krankenhaus. Altmaier hatte Glück im Unglück. Außer Platzwunde und Prellungen ist ihm nichts passiert. Mittlerweile geht es ihm wieder gut. Die sichtbaren Folgen des Sturzes trägt er mit Humor  Er scherzt: „Ich bin schwarz und grün im Gesicht, als hätte mich Muhammad Ali verprügelt.“
Solche Stolperer kennt jeder. Meistens sind sie einem peinlich. Warum eigentlich?, fragt sich Pfarrerin Pia Baumann aus Frankfurt im hr1 Zuspruch.

„Huch, ich geb‘ hier schon den Altmaier“, sagt der Kollege, als er sich versehentlich fast neben den Stuhl setzt. Nur mit Mühe hält er sich auf den Beinen. Alle müssen grinsen. Er auch.

Dabei ist das, was Peter Altmaier diese Woche zugestoßen ist, nicht wirklich zum Lachen. Er hat sich bei seinem Sturz von der Treppe verletzt. War sogar kurz ohnmächtig. Die Leute im Publikum waren erst mal erschrocken und voller Mitgefühl.  Aber es dauerte nicht lange, und in die Genesungswünsche mischten sich hämische Bemerkungen. In den sozialen Medien machen sich viele über den Unfall von Peter Altmaier lustig. Was man da zu lesen bekommt, ist nicht nett, sondern fies und geschmacklos.

"Hoffentlich hat das jetzt keiner gesehen!"

Ich frage mich: Wieso? Was denken sich die Leute dabei? Als wären sie noch nie gefallen. Dabei ist jeder schon mal auf einer Treppe gestolpert, mit einer Bierbank umgekippt, gegen eine Glastür oder einen Laternenpfahl gelaufen. Das ist nichts, wofür man sich schämen muss.

Trotzdem tun das viele. Ich auch. Meine erste Reaktion nach einem Sturz ist oft: O mein Gott, wie peinlich. Hoffentlich hat das jetzt keiner gesehen. Und auch wenn es weh tut, ich lass mir möglichst nichts anmerken.

Schwäche macht angreifbar

Zu stolpern, zu stürzen ist für viele ein Zeichen von Schwäche. Und Schwäche macht angreifbar. Kein Wunder, dass man das verstecken will. Lieber abwiegelt und schnell zur Tagesordnung übergeht.

So ein Quatsch. Ich finde, man sollte sich lieber ein Beispiel an Peter Altmaier nehmen. Und einfach sagen: „Ja, passiert. Schaut mich an. Ist eben im wahrsten Sinne des Wortes: dumm gelaufen.“ Und Altmaier dreht die Sache sogar um und macht aus der Schwäche einen Scherz: „Ich seh aus, als hätte Mohammed Ali mich verprügelt.“ Ich finde das sehr souverän.

Am besten mit Humor

Schwäche ist kein Makel. Sie gehört zum Leben dazu. In der Bibel steht sogar: Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig.  Ich glaube, es ist gut, sich das immer wieder zu sagen. Und es ist noch besser, wenn man dann die vermeintliche Schwäche mit Humor tragen kann.

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