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Den Frieden verpasst
Bild: David Mark/Pixabay

Den Frieden verpasst

Norbert Mecke
Ein Beitrag von Norbert Mecke, Dekan, Evangelischer Kirchenkreis Melsungen
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Onoda Hiro – ich gebe zu: den Namen musste ich über das Internet herausfinden. Seine Geschichte kann ich aber nicht vergessen. Onoda Hiro ist ein japanischer Offizier, der 30 Jahre lang den Frieden verpasst hat. Was für ein Drama!

Heute vor 75 Jahren endete der Zweite Weltkrieg mit der Kapitulation Japans endgültig. Aber auf einer kleinen philippinischen Insel glaubte der japanische Nachrichtenoffizier, das sei nur Propaganda. Er hielt erst die Stellung, dann hat er sich versteckt. 30 Jahre hat er im Dschungel überlebt. Onoda Hiro hat darüber ein Buch geschrieben. Titel: "Niemals aufgeben – mein 30-jähriger Krieg". Ein Überlebenskünstler, ja. Aber mehr noch eine tragische Figur. Weiß nichts vom Frieden und verschenkt damit entscheidende Lebenszeit. Erst sein ehemals vorgesetzter Major konnte Onoda Hiro vom Frieden überzeugen als man ihn gefunden hatte.

23 war er als der Krieg endete – und fast 53 als er verstand, dass der Krieg vorbei war. Was passierte alles zwischen 23 und 53 im Leben, was er verpasste?

Ich lebe nicht im Krieg. Aber manchmal finde ich auch keinen Frieden. Ich kenne die Sorge zu kurz zu kommen. Oder man kann nicht aufhören, Feindschaften zu pflegen. Dabei lebt es sich mit Zufriedenheit und innerem Frieden viel besser. Bei Onoda Hiro musste erst der Vorgesetzte kommen, um ihn zu überzeugen. Wer müsste bei uns kommen, um uns entwaffnend zu überzeugen, dass Gott einen Frieden im Gepäck hat, den ich keinen Tag meiner kostbaren Lebenszeit verpassen sollte?

Mir hilft die Erinnerung an dieses Bibelwort: "Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über Euch habe: Gedanken des Friedens und nicht des Leides. Ich gebe Euch Zukunft und Hoffnung." (Jer. 29,11)

Die Bibel ist wie das Buch von Onoda Hiro auch ein Überlebensbuch. Schildert auf vielen Seiten den Dschungel des Lebens. Müsste ich der Bibel einen Titel geben, hieße der: "Niemals auf-ge-geben!" Niemals aufgegeben sind wir Menschen und die Welt von Gott.

Es lebt sich schon anders, wenn man darauf vertraut. Auch friedlicher mit anderen aus dem Glauben heraus, schon nicht zu kurz zu kommen. Da kann ich leichter die Waffen ablegen. Ein Leben mit weniger Kampf.

Den Frieden verpasst! Nein, das soll keine Schlagzeile über meinem Leben sein. "Mit Zukunft und Hoffnung unterwegs", soll da stehen und zu sehen sein. Oder kurz: "Unterwegs mit Gott."

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