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Aufatmen beim Ausmisten
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Aufatmen beim Ausmisten

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Aufräumen und Ausmisten: Das sind auch bei uns zuhause wichtige Stichworte auf  der To do-Liste – und erst recht seit Corona. Wir möchten jetzt an den langen Herbstabenden eine neue Ausräumrunde starten. Dabei hab ich inzwischen festgestellt: In anderen Familien ist die Wohnung längst schon so konsequent ausgemistet, dass es praktisch keinen Krimskrams für Entrümpelungs-Aktionen mehr gibt.  Das zeigt mir: In unserer Familie brauchen wir zum Ausmisten offenbar deutlich mehr Zeit als andere. Uns allen in der Familie fällt es besonders schwer, sich von Gegenständen zu trennen. Das Problem ist außerdem: Was der eine von uns für Krimskrams hält, ist für den anderen ein wertvolles Souvenir. Und umgekehrt. Das hat mich im Frühjahr wirklich viel Zeit und vor allem viele Nerven gekostet: Denn die Frage, was denn nun bleiben darf und was nicht, hat oft für Zündstoff gesorgt. 

Dann hab ich aber im Urlaub ein sehr schönes Erlebnis gehabt, das mich etwas gelassener gemacht hat: Ich hab in Ravensburg eine Ausstellung zum Thema „Sammeln“ besucht. Unter dem Motto „Das Leben der Dinge“ wird da vor Augen geführt, wie das Horten von Sachen heutzutage eine aberwitzige Dimension angenommen hat: Ein Mensch im Mittelalter besaß etwa 30 Dinge, ein heutiger Einpersonenhaushalt verfügt dagegen über 10.000 Gegenstände. Mir ist klar geworden: Ich sollte wirklich mal über meinen Schatten springen und Dinge weggeben. 

Aber ich hab in der Ausstellung auch noch einmal miterleben können, wie wertvoll scheinbar banale Alltagsdinge für einzelne Menschen sein können: In Kurzvideos erzählen hier nämlich Menschen, wie sehr sie mit Krimskrams schöne Erinnerungen verbinden: an die beste Freundin. Oder an die längst verstorbene Oma. 

Die Ausstellung hat mir geholfen, meine Balance beim Ausmisten zu finden: toleranter gegenüber den Wert-Vorstellungen anderer zu sein und gleichzeitig nicht alles, was ich so gehortet habe, für so bedeutsam zu halten wie ein UNESCO-Weltkulturerbe. Mit dieser Erkenntnis im Hinterkopf starte ich jetzt eigentlich recht optimistisch in die neue Aufräum-Runde. Denn ich nehme mir vor: Beim Thema „Krusch“ will ich einerseits strenger zu mir selbst und andererseits respektvoller gegenüber anderen sein.

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