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„… und es ist kein Friede!“
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„… und es ist kein Friede!“

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen

Leo, Tiger, Marder, Wiesel, Gepard, Luchs – Nein, ich rede nicht von einem Ausflug in den Zoo! Hinter all diesen Tiernamen verbergen sich Waffensysteme deutscher Hersteller. Wenn man von Wiesel oder Luchs redet, hört es sich aber weniger gewalttätig an. Man redet von Tieren und meint Waffen. Man benutzt harmlose Worte, um die brutale Wirklichkeit schönzureden. Diese Taktik ist uralt: Schon der Prophet Jeremia in der Bibel stöhnte über die Verharmlosung der Regierenden seiner Zeit mit den Worten: „Sie sagen: Friede, Friede, und es ist kein Friede.“ (Jer 8,11)

Heute ist es nicht anders. Heute am Antikriegstag – dem Jahrestag des Ausbruchs des 2. Weltkriegs – beginnt die „Aktion Wanderfriedenskerze“. Diese Aktion wendet sich gegen Institutionen, Haltungen und Traditionen, die dem Frieden im Weg stehen. Sie arbeitet gegen das Vergessen und Verdrängen von Unfrieden. Seit einigen Jahren beteiligt sich auch der ökumenische Kirchenladen in Darmstadt, in dem ich arbeite, an dieser Aktion. Ich finde es wichtig, die Sehnsucht nach Frieden und das Leiden vieler Menschen am Krieg immer wieder ins Bewusstsein zu holen. Kriegsmeldungen sind so sehr zu einem „Dauerrauschen“ in den Nachrichten geworden, dass auch mir oft nicht bewusst ist, dass sich hinter den Meldungen tragische Schicksale einzelner Familien verbergen.

In diesem Jahr lenkt die Aktion den Blick auf die Rüstungsexporte Deutschlands. Deutschland gehört zu den größten Rüstungsexporteuren weltweit. Waffen „Made in Germany“ tragen Mitverantwortung am Sterben, an der Verletzung, an der Flucht und dem Leid vieler Menschen. Das gerät in den alltäglichen Meldungen von Krieg und bewaffneten Konflikten oft in Vergessenheit.

In vielen politischen Konflikten habe ich als einfache Bürgerin nur begrenzte Einflussmöglichkeiten. Ich kann weder direkt den Leidenden vor Ort helfen, noch kann ich den Konflikt lösen.

Aber ich bin überzeugt, dass ich etwas gegen das Vergessen und die mitleidlose Kälte tun kann. Ich kann auf das Problem aufmerksam machen. Ich kann mich politisch dafür einsetzen, dass Deutschland sich weder direkt noch indirekt an Kriegen beteiligt. Und ich kann für eine gute Lösung und Frieden beten.

Ich finde es wichtig, dass ich die Wahrheit sage – wie der Prophet Jeremia in der Bibel: „Sie sagen: Friede, Friede, und es ist kein Friede.“ Nein, es ist kein Friede und es ist nicht in Ordnung so!

Gerade weil ich das Glück habe, in einem Land zu leben, in dem seit mehr als 70 Jahren Frieden herrscht, will ich nicht die Augen vor der Verantwortung verschließen. Weil ich in einem friedlichen Land lebe, empfinde ich es als meine Pflicht, mich nach meinen Möglichkeiten dafür einzusetzen, dass alle Menschen in Frieden leben können.

Eine Möglichkeit für mich ist eben auch die Aktion Wanderfriedenskerze zu unterstützen. Sie ist nach den Anschlägen vom 11. September 2001 entstanden. Verschiedene christliche Gruppen haben damals das so genannte „Ökumenische Friedenskonveniat Rhein-Main“ gegründet. Darin engagieren sich Menschen, die über Konfessionsgrenzen hinweg gemeinsam beten und Friedensarbeit gestalten. Ein Teil dieser Friedensarbeit ist eben die „Aktion Wanderfriedenskerze“:

Die Aktion startet heute, am 01. September mit einem Aussendungsgottesdienst um 16 Uhr im Frankfurter Dom, und geht bis zum Buß- und Bettag am 21. November 2018.

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