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Weltelterntag
Bildquelle: sathyatripodi/Pixabay

Weltelterntag

Andrea Wöllenstein
Ein Beitrag von Andrea Wöllenstein, Evangelische Pfarrerin i. R., Marburg
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Ich mag Bücher, die gut ausgehen oder zumindest auf ein gutes Ende hin offen sind.
Auch das Alte Testament, die hebräische Bibel, endet mit einer guten Aussicht. Nicht ganz allgemein: Alles wird gut. Sondern in einem sehr konkreten Lebensbereich soll es gut werden. In einer Beziehung, die uns alle betrifft. Ganz gleich wie alt wir sind. Es geht um das Verhältnis zwischen den Generationen, zwischen Eltern und Kindern. Im letzten Vers des Alten Testaments heißt es: „Er wird das Herz der Eltern wieder zu den Kindern und das Herz der Kinder wieder zu den Eltern wenden.“ (Maleachi 3,24 BigS)
Die Verheißung eines guten Endes lässt ahnen: Schon damals war das ein Thema. Wie können wir gut miteinander leben? Wie können wir einander Nähe schenken, ohne die anderen zu vereinnahmen? Was dürfen wir voneinander erwarten, und wo müssen wir uns von Erwartungen frei machen?
Heute ist „Weltelterntag“. Er wurde 2012 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Nach dem Muttertag Anfang Mai und dem Vatertag, den manche am Donnerstag gefeiert haben, nun auch noch ein Tag für die Eltern. Der Tag soll die Verantwortung der Eltern bei der Erziehung und den Schutz der Kinder stärken. Und die Politiker dazu auffordern, Eltern mit einer familienfreundlichen Politik zu unterstützen.
So ein Tag macht Sinn. Wir verstehen Erziehung längst als Aufgabe von Mutter und Vater. Doch da gibt es immer noch viele Fragen: Wie teilen wir uns die Arbeit und die Verantwortung als Mütter und Väter? Wie sind wir gute Eltern? Auch wenn wir vielleicht gar nicht mehr zusammen als Familie leben?
Und dann ist da noch die andere Perspektive. Die der Kinder auf die Eltern. In einer Zeit, in der viele Menschen alt werden, verlängert sich der Zeitraum, in dem wir nicht nur Eltern sind, sondern selber Eltern haben. In Gesprächen, in unserem Freundes- und Bekanntenkreis, ist die Sorge um die alten Eltern oft das Thema N° 1. Das Gebot der Bibel: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren“ richtet sich auf die Fürsorge für die alten Eltern. Wir sollen sie ehren, in dem wir ihnen zur Seite stehen und sie unterstützen. Das ist selbstverständlich und doch oft nicht leicht. Die gute Aussicht am Ende der hebräischen Bibel macht mir Mut. „Er wird das Herz der Eltern wieder zu den Kindern und das Herz der Kinder wieder zu den Eltern wenden.“ Wir sind nicht allein mit unseren Sorgen. Zu unserem Tun kommt eine andere Fürsorge. Ihr will ich vertrauen.

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