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Warum ich Katastrophenfilme mag
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Warum ich Katastrophenfilme mag

Ralf Schweinsberg
Ein Beitrag von Ralf Schweinsberg, Pastor der evangelisch-methodistischen Kirche in Gründau-Rothenbergen
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Ich mag Katastrophenfilme. Sie sind spektakulär. Und ihre Botschaft ist oft: Es gibt Rettung! Auch im Film von Regisseur Roland Emmerich: „2012 – Das Ende der Welt.“ Der Film ist gut zehn Jahre alt, aber was er erzählt, ist auch heute nachvollziehbar: Die Temperatur der Erde steigt an und die Erdkruste schmilzt, die Kontinente brechen auseinander. Logisch, dass Tsunamis entstehen, Vulkanausbrüche und riesige Erdbeben.

Es gibt immer Rettung

So weit, so schrecklich. Das besondere an den Filmen des deutschen Hollywood-Stars Roland Emmerich ist: Es gibt Rettung. Es geht zwar fast halbe Welt dabei kaputt, aber es gibt Helden, die Großes leisten, obwohl sie sich das nie zugetraut hätten – und auch niemand anderes ihnen das zugetraut hätte.

Anti-Helden sind gefragt

Im Film „2012“ ist das der erfolglose Schriftsteller Jackson, der sich sein Geld als Chauffeur für eine reiche Familie verdienen muss. Jackson steht nicht glänzend dar. Von seiner Arbeit als Schriftsteller kann er nicht leben. Seine Frau hat sich von ihm getrennt und seine beiden Kinder sieht er nur selten. Doch genau er wird zum Helden der Geschichte.

Rettung in letzter Sekunde

Spektakulär finde ich die Szene, wie er mit einer großen Limousine im letzten Moment seine Ex-Frau und die Kinder aus ihrem Haus rettet. Sie rasen quer durch Los Angeles, während rechts und links die Straße ins Nichts abbricht. Die ganze Stadt verschwindet in riesigen Erdspalten. Rettung in letzter Sekunde. Fünf Minuten später wäre alles zu spät gewesen.

Einer tut im letzten Moment das Richtige

Die Familie wird gerettet, weil dieser scheinbare Loser Jackson im richtigen Moment das Richtige tut. Dieses „Richtige“ erscheint für alle anderen völlig verrückt. Er rast mit dem Wagen seines Chefs quer durch Los Angeles, obwohl ihm klar ist, dass die Stadt untergehen wird, obwohl er das eigentlich gar nicht schaffen kann.

Er denkt nicht in Ruhe nach und wägt auch nicht alle möglichen Optionen ab. Er will seine Familie retten, nur das zählt für ihn, und darum hält ihn nichts auf.

Die halbe Welt geht unter, aber es gibt immer Rettung

Die Filme von Roland Emmerich sind alle in ähnlicher Weise gestrickt, aber das macht sie auch so erfolgreich: So schlimm es auch ist, wenn sich die ganze Welt erwärmt, oder, wie in einem anderen Film, alles unter einem Eispanzer erfriert: Es gibt noch Rettung. Unser Einsatz ist nicht umsonst, so erfolglos er auch erscheinen mag. Und die Retter sind nicht die, von denen man das erwarten würde. Es sind unscheinbare Typen. Alltägliche Männer und Frauen. Sie retten am Ende die Welt – oder was davon noch übrig ist.

Wenn in Katastrophenfilmen ganze Welten untergehen, dann rücken auf einmal Menschen in den Fokus, denen man das nie zugetraut hätte. Menschen, die nie auf die Idee gekommen wären, das ihr Handeln so wichtig sein könnte.

Auch in der Bibel gibt es Menschen, die sich nichts zutrauen und trotzdem Großes vollbringen

Für mich sind das religiöse Motive. Mich erinnert das an Geschichten der Bibel. Auch da gibt es Menschen, die sich ihre Aufgabe nicht gesucht haben. Menschen, denen man das nicht zutraut. Die sich das vor allem selbst nie zugetraut hätten, und die doch Großes vollbracht haben.

Mose ist nicht von Anfang an der große Held

Mose gehört für mich dazu. Der später große Anführer, der das Volk Israel aus der Gefangenschaft führt, hat einige Züge, die nicht zum Helden passen. Er von seiner Mutter in einem kleinen Körbchen ausgesetzt und von einer ägyptischen Königstocher adoptiert. So wächst er als Prinz am Hofe auf, aber verliert am Ende durch seine eigene Schuld alles. Jahre später kann er froh sein, dass er am Rande der Wüste Schafe hüten kann.

Aber genau diesem Verlierer begegnet Gott in der Wüste in einem brennenden Dornbusch. Gott hat einen Auftrag für ihn. Mose soll wieder nach Ägypten gehen und das Volk der Hebräer aus der Sklaverei in die Freiheit führen.

Ein fast unmöglicher Auftrag

Dieser Auftrag erscheint verrückt und unmöglich. Aber Gott antwortet ihm: Ich gehe mit dir und ich gebe dir, was du brauchst.

Und Mose? Er geht tatsächlich los. Er führt das Volk der Hebräer aus der Sklaverei in die Freiheit. Er war dabei sicher nicht so selbstsicher und mutig, wie das in alten Filmen zu bewundern ist. Mose sagt von sich selbst: ich bin nicht der große Redner, der die Menschen begeistert. Und doch gehen die Menschen mit ihm, gegen alle Widerstände, gegen einen Pharao, der alles daransetzt, sie daran zu hindern.

Gott sieht in Mose den Richtigen für diese Aufgabe

Die Bibel erzählt: Das ist ein großes Wunder, das Gott tut. Aber Gott tut es nicht ohne Mose. Auch wenn Mose nicht der Richtige dafür zu sein scheint, so ist er es am Ende doch.

Manchmal sehen andere mehr in mir, als ich das selbst kann. Gott sieht in Mose den Richtigen für diese Aufgabe. Gott macht ihm Mut, sagt ihm Begleitung zu.

Am Ende wird auch Mose gestaunt haben, was Gott durch ihn bewegt hat. Mose war bereit, Gott zu vertrauen und zu tun, was er tun konnte. Was heißt das für mich?

Gott traut Menschen etwas zu, auch wenn sie sich selbst nicht viel zutrauen

Was kann und soll ich tun? Mir hilft die Botschaft der Bibel: Gott traut Menschen etwas zu, auch wenn sie sich selbst nicht viel zutrauen. Diese Botschaft finde ich auch in den Katastrophenfilmen von Roland Emmerich. Wenn die halbe Welt untergeht, so weiß man als Zuschauer, dass zumindest einige überleben werden. So schlimm die Situation auch erscheint, es gibt Hoffnung. Inmitten der Katastrophen lohnt es sich, für das Leben zu kämpfen. Selbst wenn es scheinbar unmöglich ist, kann am Ende alles möglich sein.

Vieles scheint unabwendbar. Was soll ich als Einzelner dagegen schon ausrichten? Welche Möglichkeiten habe ich, das große Rad zu drehen? Da gibt es doch andere, die wirklich Macht und Einfluss haben, die sollten etwas tun.

Die Botschaft der Katastrophenfilme

Die Botschaft der Filme von Emmerich ist anderes: Mach das, was du jetzt tun kannst. Mach es mit ganzer Kraft. Wie dieser erfolglose Schriftsteller Jackson, der im Film „2012“ gar nicht vorhat, die Welt zu retten. Wo hätte er auch anfangen sollen? Aber seine Familie kann er retten, wenn er jetzt handelt, mit all seiner Kraft.

Einfach anfangen zu handeln

Das macht mir Mut. Viel zu oft ertappe ich mich dabei, wie ich auf andere verweise und hoffe, dass sie endlich tun, was doch dringend getan werden sollte. Offenbar muss ich aufhören, auf das große Ganze zu starren. Ich muss gar nicht die Welt retten. Vielleicht fange ich einfach bei dem an, was ich jetzt tun kann.

Mein Handeln ist wichtig!

Im Neuen Testament steht die eindrucksvolle Zusage Gottes: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“. Offenbar kann Gott auch mit mir und meinen wenigen Möglichkeiten vieles bewegen. Was am Ende daraus wird, weiß ich nicht. Aber mein Handeln ist wichtig.

Die Helden in Roland Emmerichs Filmen sind eher die Schwachen, der Mann oder die Frau von nebenan. Aber am Ende sind sie es, die Entscheidendes bewegen. Ich verstehe das so: Niemand sollte die Hände in den Schoß legen und sagen: Auf mich kommt es nicht an.

Als Christ denke ich: Gott liegt die Welt am Herzen. Gottes Kraft ermutigt und stärkt mich. Es spielt keine Rolle, wie groß mein Beitrag ist. Aber mein Beitrag ist wichtig und am Ende vielleicht sogar entscheidend. Gott sei Dank.

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