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Vorräte sammeln - einmal anders
Bruno/Germany/Pixabay

Vorräte sammeln - einmal anders

Irmela Büttner
Ein Beitrag von Irmela Büttner, Evangelische Pfarrerin, Offenbach-Bieber
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Neulich habe ich mal wieder eines meiner Lieblings-Kinderbücher aufgeschlagen: „Frederick“ von Leo Lionni. (Leo Lionni, „Frederick“, Weinheim (Beltz & und Gelberg) 2003)

Die Maus Frederick

Frederick ist eine Maus und lebt mit vielen anderen Mäusen zusammen. Im Sommer und im Herbst sind alle Mäuse sehr beschäftigt mit dem Sammeln von Vorräten für den Winter. Außer Frederick, der sitzt nebendran. Auf dem Feld oder auf einem Stein.

Frederick sammelt Sonnenstrahlen

„Frederick, warum arbeitest du nicht?“ fragen die anderen Mäuse. „Ich arbeite doch“, sagt Frederick. „Ich sammle Sonnenstrahlen für die kalten, dunklen Wintertage und ich sammle Farben, denn der Winter ist grau.“

Besondere Vorräte für den Winter

Frederick Am Ende der Geschichte, am Ende des Winters, als alle Vorräte aufgegessen sind und die Mäuse traurig werden und sie der Mut verlässt, rufen sie Frederick. Frederick sagt, sie sollen die Augen schließen. Und er erzählt ihnen von den Sonnenstrahlen, sodass ihnen von innen warm wird. Und er erzählt ihnen von den Farben, sodass sie innerlich ganz fröhlich werden. Und er fängt an zu dichten und macht allen mit seinem Gedicht eine Freude.

Mal die Seele baumeln lassen ohne schlechtes Gewissen

An diese Geschichte musste ich denken, jetzt, wo der Herbst beginnt und der Winter naht. Und ich habe mir gedacht: Es ist doch gut, sich mal darüber Gedanken zu machen, wofür es eigentlich gut ist, auch einmal nichts zu tun, die Seele baumeln zu lassen, ab und zu einmal inne zu halten, zu genießen.

Oft fühlt es sich nämlich in dem Moment nutzlos an, oder ich ärgere mich, weil ich vielleicht etwas anderes machen könnte, noch mehr für die Arbeit oder aufräumen oder etwas anderes im Haus tun, etwas „Sinnvolles“.

Es ist gut, mal nichts zu tun

Doch, wenn ich an Frederick denke, dann denke ich: Warum mache ich mir eigentlich immer diese Vorwürfe? Warum denke ich in diesen Momenten nicht einfach: Es ist gut, dass ich gerade nichts tue, dass ich die Seele baumeln lasse und inne halte. Es ist gut, dass ich gerade einmal nichts tue für die Arbeit, oder für das Haus.

Auch Gott macht mal Pause

Einmal nichts tun. Das gibt es sogar auch in der Schöpfungsgeschichte der Bibel: Da macht Gott am siebten Tag auch einfach mal nichts, einfach mal Pause. Und er macht sich keine Vorwürfe: Er sagt sogar, dass es gut war, genauso gut wie all die anderen Tage vorher, an denen er gearbeitet hat.

Sonnenstrahlen und Farben für den Winter sammeln

Das nehme ich mir vor: Das nächste Mal, wenn ich Pause mache, dann werde ich mir auch keine Vorwürfe machen, dann werde ich mir vorstellen: Ich mache nicht nichts, sondern ich sammle Sonnenstrahlen und Farben, so wie Frederick. Sonnenstrahlen und Farben, die von innen leuchten können, Sonnenstrahlen und Farben für den Winter.

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