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Pilgern in Zeiten von Corona
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Pilgern in Zeiten von Corona

Gunnar Bach
Ein Beitrag von Gunnar Bach, Katholischer Pastoralreferent, Pfarrei Sankt Peter Montabaur
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Moderation: Noch bis Sonntag, 2. August, findet ein Großereignis statt: die muslimische Pilgerfahrt nach Mekka, auf Arabisch Hadsch. Normalerweise sehen die Bilder aus Mekka so aus: Millionen Menschen kreisen um die Kaaba, das muslimische Heiligtum in Mekka. Dieses Jahr ist das völlig anders. Statt Millionen Pilgern sind Corona-bedingt nur 10.000 zugelassen. Und die stehen in großem Abstand zueinander. Viele Gläubige bleiben zu Hause. Dabei gehört die Pilgerfahrt nach Mekka eigentlich zu den fünf Säulen des Islam. Ist Pilgern für Christen genauso wichtig wie für Muslime? Gunnar Bach von der katholischen Kirche über das Pilgern in Corona-Zeiten.

Mini-Hadsch

Fünfmal täglich beten Muslime in Richtung Mekka. Ein Leben lang sind sie dadurch geistlich mit dem höchsten Heiligtum des Islam, der Kaaba, verbunden. Sie steht dafür, dass Allah, der Name für Gott im Islam, da ist. Mindestens einmal im Leben soll ein Muslim deshalb nach Mekka pilgern. Das ist wegen Corona derzeit nur sehr schwer umsetzbar.

Auch meine Bewegungsfreiheit ist in diesem Jahr durch Corona eingeschränkt. Ganz bewusst haben wir in der Familie entschieden: Wir fahren nicht in den Urlaub. Wir machen Ferien zu Hause.

Mini-Pilgern mit Luna

Aber wir haben das Glück: Wir wohnen auf dem Land im Westerwald. Und wir gehen zwei- bis dreimal täglich mit unserer Hündin Luna im Wald spazieren. Für mich ist das ein Mini-Pilgern.

Es ist wie ein kleines Ritual, und das jeden Tag. Ich gehe, egal bei welchem Wetter. Bewusst in die Natur, in Gottes Schöpfung. Ich komme dabei zur Ruhe und versuche, die Spaziergänger und die anderen Geschöpfe Gottes, die Pflanzen und die Tiere, achtsam wahrzunehmen.

Unsere Hundedame Luna und ich schlagen oft denselben Weg ein. Aber es wird nie langweilig. Immer ist etwas anders: das Wetter, das Licht. Was gerade wächst und was verblüht ist. Ein Fuchs, der über den Weg geflitzt kommt. Ein Hase, der sich in die Büsche schlägt.

Gott in allen Dingen suchen

Ein Heiliger hat sich einmal gewünscht: „Wir sollen die Gegenwart Gottes in allen Dingen suchen, im Sprechen, im Gehen, Sehen, Schmecken, Hören, Denken, überhaupt in allem, was wir tun.“

Das Gute ist oft ganz nah

Bestimmt ist eine große Pilgerfahrt nochmals ein eigenes Erlebnis. Aber um Gott zu erfahren, muss ich gar nicht weit pilgern oder reisen. Ich kann Gott in meiner Umgebung suchen und finden: zu Hause, vor meiner Haustür, im Wald oder auf der Straße, sogar auf der Arbeit. Das Gute ist oft ganz nah.

Auf allen Wegen, die ich gehe oder fahre, kann ich mir bewusst machen: Ich werde von Gott begleitet, hin zu einem guten Ziel. Irgendwann werde ich mit Gottes Hilfe ans Ziel kommen.

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