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Ich bleib hier sitzen
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Ich bleib hier sitzen

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

In der Nähe von Detroit ist das Henry Ford Museum. Schwerpunkt sind Autos. Alle Autos der amerikanischen Präsidenten sind dort zu sehen. Viele Besucher halten bei der Limousine inne, in der Kennedy erschossen wurde. Aber auch viele andere Fahrzeuge sind dort zu sehen. Auf 40 Hektar. Es heißt, es sei das größte Museum der USA.

Ein Linienbus ist mir dort aufgefallen. Er sieht nicht besonders gut oder irgendwie besonders aus. Aber dieser Bus hat eine besondere Geschichte. Es ist der Linienbus aus Montgomery, Alabama, in dem am 1. Dezember 1955 Rosa Parks „nein“ sagte. Rosa Parks sagte nein, ihren Sitz im Bus für einen Weißen aufzugeben. Sie blieb einfach sitzen. Damals waren in Montgomery die ersten Reihen in den Bussen per Gesetz nur für die weißen Passagiere reserviert, dahinter kamen die Sitze, die von Schwarzen benutzt werden durften. Und Rosa Parks war schwarz.

An diesem ersten Dezember fuhr sie von der Arbeit nach Hause. Müde. Als der weiße Busfahrer sie zum Platzmachen für die Weißen aufforderte, weigerte sie sich. Still. Sie blieb einfach sitzen. Dafür kam sie ins Gefängnis. Diese kleine mutige Aktion von Parks brachte einen Stein ins Rollen. Tausende Schwarze folgten ihrem Beispiel gegen die diskriminierende Rassentrennung. Mehr als ein Jahr lang boykottierten die Schwarzen die Busse des öffentlichen Nahverkehrs. Die lokalen Busbetriebe fuhren Verluste ein. Und die Schwarzen liefen selbstbewusst viele Kilometer zu Fuß. Mal singend, mal händehaltend. Ein knappes Jahr später hob der Oberste Gerichtshof der USA die Rassendiskriminierung in Bussen auf. Ich saß eine ganze Weile ehrfurchtsvoll in diesem Bus. Über Lautsprecher hört man Stimmen der Bürgerrechtsbewegung.

Polizeisirenen und den aggressiven weißen Mob. Dann auch die Stimme von Rosa Parks, Worte von Martin Luther King und der Gospel Sängerin Mahalia Jackson. Es beeindruckt mich, was Menschen mit Mut tun können. Manchmal durch eine stille bescheidene Aktion. Heute nennt man Rosa Parks „Mutter der Bürgerrechtsbewegung“. Nur, weil sie einfach sitzen blieb.

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